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*Dies ist ein Gastartikel von Sabine*
Derzeit mache ich einen Freiwilligendienst in Island.
Ursprünglich habe ich mit dem Gedanken gespielt, eine Ranger-Ausbildung in Südafrika oder einen Freiwilligendienst in einer Bibliothek in Nepal zu machen.
Nachdem ich wegen Corona aber lieber in ein europäisches Land reisen wollte und das außerdem meine erste große Reise ins Ausland ist, fiel meine Wahl dann doch auf Island. Ich liebe die Natur und wollte schon immer einmal dieses Land bereisen.
Zunächst mal: Die Problematik dabei…
Ich bin mit keinen großen Erwartungen an das Projekt herangegangen, aber seit meiner Ankunft ist mir noch einmal klar geworden, dass die Erwartung, durch einen Freiwilligendienst etwas Großes in der Welt zu bewirken, ein wenig zu hoch gesteckt ist.
Das liegt zum einen daran, dass du in den allermeisten Fällen eine ungelernte Kraft bist. Die meisten Sachen könnte eine einheimische Arbeitskraft viel effizienter erledigen.
Außerdem kannst du bei einem Freiwilligendienst im Globalen Süden oft Tätigkeiten ausüben, für die du hier in Europa nicht ausreichend qualifiziert wärst.
Besonders bei sozialen Projekten ist das ein Problem.
Dürftest du z. B. in einem europäischen Land kleine Kinder unterrichten?
Wenn du nicht gerade Lehrerin bist, wird die Antwort wohl Nein sein. Diese Frage kannst du dir bei jedem Projekt stellen, an dem du teilnehmen möchtest. Zum Thema Freiwilligendienst mit Kindern hat Carina einen guten Artikel geschrieben.
Teilweise kann ein Freiwilligendienst im Globalen Süden auch einem rassistischen Denkmuster zugrunde liegen.
Der Gedanke, dass ungelernte Arbeitskräfte aus dem Norden den „ungebildeten People of Color“ helfen können, fördert koloniales Denken. Die Menschen in Afrika sind nicht ungebildet und das meiste, was Freiwillige dort machen können, würde von einheimischen Arbeitskräften viel effizienter erledigt werden.
Der ökologische Knackpunkt
Neben diesen Gründen gibt es auch noch weitere Probleme, die mit einem Freiwilligendienst einhergehen: In den allermeisten Fällen wirst du mit dem Flugzeug anreisen. Dass das nicht gerade nachhaltig ist, weißt du ja sicher schon.
Ursprünglich hatte ich geplant, meine Reise mit der Fähre anzutreten. Leider hat das nicht geklappt. Alternativen zum Flugzeug gibt es zumindest in den näher gelegenen Gegenden. Vielleicht wäre das ja mal ein Abenteuer, was etwas für dich ist?
Das nächste Mal, wenn ich nach Island reise, möchte ich auf jeden Fall mit der Fähre anreisen und mein Fahrrad mitnehmen. Das wird bestimmt abenteuerlich.
Ein weiteres Problem in Bezug auf einen Freiwilligendienst ist, dass das Projekt vor Ort teilweise nicht nachhaltig ist. Bei meinem Freiwilligendienst sind wir ständig mit dem Auto unterwegs und laufen teilweise über das empfindliche Moos.
Das ist absolut nicht nachhaltig.
Das Problem mit den Organisationen
Im deutschsprachigen Raum kannst du viele Organisationen finden, die Freiwilligenarbeit anbieten. Das Problem dabei: Organisationen, die Kurzzeitfreiwilligendienste anbieten, sind oft sehr teuer.
Das Geld, das ich gezahlt habe, ging größtenteils an die deutsche Organisation, und das Projekt vor Ort bekommt kaum etwas davon. Ich habe fast 1.000 € mehr gezahlt, als wenn ich über das Projekt direkt gebucht hätte.
Deshalb kann ich dir nur empfehlen, solche Organisationen nur als eine Art Suchmaschine zu nutzen.
Wenn du ein interessantes Projekt gefunden hast, dann rate ich dir, dieses direkt zu kontaktieren und nicht über eine Organisation zu gehen. Im Normalfall wird das billiger für dich, und in meinem Fall hätte ich sogar mehr von Island gesehen.
Es gibt mehrere Projektstandorte und die Organisation, über die ich gebucht habe, sendet ihre Freiwilligen immer nur in ein bestimmtes Camp. Das führt dann dazu, dass wir in diesem einen Camp fast bloß Deutsche sind.
Dabei wäre es so schön gewesen, ein wenig mehr Leute aus anderen Ländern kennenzulernen.
Warum ich dir einen Freiwilligendienst trotzdem ans Herz legen kann
Trotz all dieser Punkte kann ich dir einen Freiwilligendienst wärmstens empfehlen.
Durch einen Freiwilligendienst lernst du eine Gegend in einem Land wirklich intensiv kennen. Durch den Kontakt mit den Einheimischen und den anderen Freiwilligen kannst du deinen persönlichen Horizont erweitern.
In meiner Zeit in Island habe ich so viele unterschiedliche Dinge gelernt.
Ich habe gelernt, wie man Brot backt, und kann jetzt einige leckere, vegane Sachen kochen und backen. Mein Englisch ist außerdem viel besser geworden und ich bin eifrig dabei, Isländisch zu lernen. Insgesamt hatte ich eine wirklich tolle Zeit in Island.
Außerdem habe ich gelernt, mit Schwierigkeiten besser umzugehen.
Die erste Woche hatte ich wirklich Pech. Die Airline hat mein Gepäck in Frankfurt vergessen und dann habe ich auch noch meinen Ausweis verloren. Mir hat es geholfen, dass ich in einer Gruppe war und die anderen mich dabei unterstützen konnten, das alles zu klären.
Ein Freiwilligendienst kann der Einstieg ins Alleinreisen sein.
Du kannst das Land durch den Freiwilligendienst intensiv kennenlernen und danach selber das Land bereisen.
Ich habe mir fest vorgenommen, noch einmal nach Island zu kommen und mit dem Fahrrad die Ringstraße zu bereisen. Der Freiwilligendienst hat mir dafür das nötige Selbstbewusstsein gegeben.
Hast du schon mal einen Freiwilligendienst im Ausland gemacht?
Über die Gastautorin:
Sabine ist 19 Jahre alt und verbringt gerade einen Freiwilligendienst im Umweltschutz in Island. Auf ihrem Blog Umweltmädchen schreibt sie über eine nachhaltige Lebensweise und viele Themen rund um Umweltfreundlichkeit.
Karin meint
Hi carina
Ich habe heute dein Buch gelesenMeerblick statt Frühschicht ..ich habe schon in mehreren Ländern gewohnt und du bist die erste von der ich jetzt mal gelesen habe wie schwer es ist nach Deutschland zurückzukommen .die meisten Austteigerbücher hören ja da auf ….. ich habe versucht mich hier in BRD wieder einzuleben aber immer was vermisst ..
Du hast mich heute motiviert jetzt auch mal wieder aufzubrechen ich werde nicht mehr nur deutsch vielleicht habe ich das zu lange versucht
Super Idee; dass du es gemerkt hast und gleich wieder aufgebrochen bist….
Ich wollte eigentlich einen Reiseführer im Buchladen kaufen und habe stattdessen dein Buch mitgenommen und bin jetzt endlich mal wieder mental gereist ….der Gedanke zu reisen statt auszuwandern
beflügelt mich…….
Carina meint
Danke Karin!! Das freut mich riesig <3