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Als ich am ersten Morgen die Augen öffne und aus dem Fenster schaue, halte ich fast den Atem an.
In weniger als acht Stunden hat es der VIA Rail Canada Zug an den Anfang der Rocky Mountains geschafft.
Das Bild von grauen Giganten und grünem Gletscherwasser lässt mich, noch halb unter meiner Bettdecke, wie einen verliebten Teenager grinsen.
10 Stunden vorher…
Am Sonntag Abend gehe ich nervös und aufgeregt zum Bahnhof in Vancouver.
Er liegt nur zwei Stationen mit dem Skytrain von der Innenstadt entfernt, aber trotzdem wirkt er abgelegen.
Ich hatte mir bereits vor vier Wochen mein Ticket für den Zug durch Kanada besorgt und mich schon geärgert, dass die Preise angestiegen waren.
Als dann vor ein paar Tagen allerdings die Nachricht hereinflatterte, dass mich VIA Rail Canada upgegradet hatte (Reiseblogger werden, hat seine Vorteile!) und ich nun für eine Schlafkabine (statt für einen Sitzplatz) eingebucht war, konnte ich die Aufregung kaum noch im Zaum halten.
So geht es wohl auch den anderen Reisenden – upgegraded oder nicht – fühlt sich der Bahnsteig wie ein Bienenstock an. Und dabei sollte sich herausstellen, dass höchstens ein Drittel die ganze Fahrt mit dem Zug durch Kanada bestreiten würde.
Mein Gepäck bis auf zwei kleine Taschen eingecheckt, warte ich in der leichten Abenddämmerung darauf, in meine Kabine gelassen zu werden, die nun für vier Nächte und drei Tage meine neue Unterkunft sein würde.
• Vancouver – Jasper: Der erste Tag •
Nachdem wir am Abend bereits mit zwei Stunden Verspätung losgefahren waren und ich hundemüde durch die ganze Aufregung einfach nur in mein kuscheliges Bett geklettert war, entlohnt mich der Ausblick trotz Wolken und Nebelschwaden für die erste, etwas verkürzte Nacht.
Sich von Geschaukel zum Einschlafen bewegen zu lassen, hat seine Vorteile, aber durch die ungewohnten Bewegungen der nächtlichen Stops um dem Gegenverkehr auszuweichen, braucht dann doch ein wenig Eingewöhnung.
Dafür kuschele ich mich nun in einen Sitz des Domes, einem Wagon mit komplettem Glasdach und genieße die Aussicht.
Die zunächst etwas karge Landschaft, mit zerfetzt wirkenden Baumstummeln wird immer grüner, baut sich zu dichten Wäldern aus und lässt am Nachmittag das Gletscherwasser zum ersten Mal durchblitzen.
Danach bin ich einfach nur noch gebannt von dem grünen Wasser, das immer wieder eingebettet zwischen den Bergen auftaucht.
Eine Postkartenlandschaft nach der anderen zieht an meinem Fenster vorbei.
Als wir am frühen Abend in Jasper ankommen, habe ich mich immer noch nicht satt gesehen und betrauere jetzt schon, dass wir den Rest der Rockies in der Nacht wohl verschlafen werden.
Die halbe Stunde die wir in Jasper Aufenthalt haben, gibt mir gerade genug Zeit um zu erkennen, dass diese Stadt vor allem als Tor zum Hiking genutzt wird.
Sehr touristisch reiht sich in der kleinen Stadt, die gefühlt nur eine große Hauptstraße füllt, ein Souvenirgeschäft nach dem anderen ein. Vermutlich komme ich aber auch gar nicht tief genug in den Kern der Stadt hinein.
Die Reisenden die allerdings nun dazustoßen und die ich beim Abendessen treffe, schwärmen von all den Outdooraktivitäten, die Jasper inmitten der Rockies bietet.
Jetzt weiß ich auch, warum sich der Zug hier bis auf ein Drittel leert. Die Strecke Vancouver – Jasper ist der beliebteste Teil und die wenigsten halten noch weitere drei Tage bis Toronto durch.
• Jasper – Winnipeg: Der zweite Tag •
Jeden Morgen hält der Blick aus dem Fenster einen ganz neuen Ausblick bereit.
Der zweite Tag trägt scheinbar das Motto „Marschland“, denn wir fahren den gesamten Tag durch Sumpfgebiet, bei dem ich den Drang bekomme, meine Gummistiefel auszupacken.
Dieser Tag ist auch der Beginn von endlosem blauen Himmel und Sonnschein.
Als wir einen kurzen Zwischenstop in Saskatoon einlegen und uns die Füße vertreten können, wird auch der Zwiebellook den ich im Zug dank der Klimaanlage dauerhaft trage um ein paar Schichten erleichtert.
Ich hatte es mir anstrengender vorgestellt, drei Tage lang nicht an die frische Luft zu können, aber die kurzen Zwischenstops erleichtern es ungemein.
• Winnipeg – Toronto: Der dritte Tag •
Neuer Tag, neue Landschaft: Ich hatte schon am ersten Tag auf der Karte erkennen können, dass der letzte Abschnitt gepflastert mit Seen sein würde und ich werde auch nicht enttäuscht.
Wir fahren immer wieder in Abschnitten durch Granitfelsen, die in der Sonne schöner glitzern als jeder Vampir. (Der Vergleich basiert auf Hören-Sagen. Ich habe in Kanada bisher leider keine Vampire antreffen können.)
An den Seen sieht man immer wieder vereinzelte, bunte Häuser die zum Träumen verleiten, wie es wohl wäre abgelegen mitten in Kanada zu leben. Abgeschnitten von der Welt. Allein mit mir und unendlich viel Zeit zum Schreiben.
Trotz dieser Träumereien bin ich froh, nach drei Tagen wieder in der Zivilisation anzukommen. Das Internet habe ich allerdings lange nicht so stark vermisst, wie ich gefürchtet hatte…
Na, auch Lust auf eine Fahrt mit dem Zug durch Kanada bekommen?
Sven meint
Hi Carina,
wow das hatte ich bisher ja noch gar nicht auf dem Schirm. Mit dem Zug durch Kanada. Liest sich total interessant. Danke dass du mich darauf gebracht hast 🙂
Viele Grüße
Sven
Carina Herrmann meint
Hi Sven,
gerne! Solltest Du mal nach Kanada kommen, überleg Dir das auf jeden Fall mal!
Viele Grüße,
Carina
Sarah Lorenz meint
Wow, das klingt toll und sieht fantastisch aus. Ich glaube, ich hätte überhaupt nicht schlafen können aus Angst, irgendeine tolle Aussicht zu verpassen 😉
Hast du auch Fotos vom inneren des Zuges, vorallem der Schlafkabine?
Carina Herrmann meint
Hi Sarah,
naja, wenn es dunkel ist, ist es wirklich schwarz – da verpasst Du nichts 😀
Es kommen noch zwei Artikel zur Zugreise und einer davon ganz genau über den Zug und was er alles bietet!
Liebe Grüße,
Carina
Sina's Welt Lifestyle-Blog meint
He, he… ja genau! Ich glaube mir wär’s auch schwer gefallen ein Äuglein zuzumachen 🙂
Liebe Grüße, Sina
Mel meint
Ich liebe Kanada ja sowieso. Wirklich traumhaft. Hatte noch nie von dem Zug gehört
Carina Herrmann meint
Hi Mel, Züge sind immer das erste wonach ich in großen Ländern schaue. Das ist meiner Meinung nach einfach die perfekte Art als Alleinreisende etwas mehr vom Land zu sehen als nur die Städte 🙂
Maike (Reisetageblog) meint
Wunderschöne Eindrücke! Aber nachts im Sitzen schlafen? Mehrere Nächte? Folter, niemals! Da wird man doch Zombie und sieht die herrlichste Landschaft nicht vor lauter Benebeltsein. Schlafwagen muss schon sein, mit Bettzeug und Dusche und allem Drum und Dran. Ich liebe die CityNightLine, z.B. die Fahrt von Berlin nach Paris, 2er-Damenkabine – da schläft man wie im Hotelbett und kann die Tage richtig genießen 🙂
Becky meint
Hallo Carina, ein toller Artikel! Ich würde am Liebsten direkt rüber fliegen und ebenfalls mit dem Zug Kanada erkunden. Ich kenne ebenfalls welche, die mit diesem Zug schon gefahren sind und begeistert waren.
Liebe Grüße nach Kanada, Becky
Carina Herrmann meint
Hi Becky,
ja, keine Frage – es ist anstrengend, aber es ist es wert 🙂
Viele liebe Grüße,
Carina
Stella meint
Hallo Carina,
wow, die Fotos hauen einen echt um. Kanada hatte ich bisher gar nicht auf dem Schirm, weil ich eigentlich immer wärmere Temperaturen genieße :).
Werde ich mir auf jeden Fall merken, auch wenn ich denke, dass ich keine drei Tage am Stück im Zug durchhalten würde.
Liebe Grüße aus Andalusien,
Stella
Carina Herrmann meint
Hi Stella,
geht mir mit den Temperaturen ganu genauso. Nun habe ich aber auch absolutes Glück: So einen langen und heißen Sommer wie diesen hatte Kanada wohl seit Jahren nicht mehr 😀
Liebe Grüße,
Carina
Becky meint
Hallo Carina,
Ich habe mich von deinem Bericht inspirieren lassen und wenn du das Ergebnis sehen möchtest, klick doch mal rüber: http://cookingworldtour.wordpress.com/2014/09/16/kanada-maple-pie/
Vielen Dank auch noch einmal, dass ich deine Bilder verwenden durfte!
Liebe Grüße, Becky
Michaela meint
Hach, der Artikel lässt Erinnerungen wieder hoch kommen. War echt ein cooler Trip. Und dabei hast du noch gar nicht die vielen Charaktere beschrieben, über die wir im Zug so stolperten (oder die sich einem aufdrängten 😉 Das wär doch fast nen eigenen Post wert… Also, ich nehm jetzt mal nichts vorweg – auch wenn es mir schon in den Fingern kribbelt. LG, Michaela
Carina Herrmann meint
Michaela, hau in die Tasten 😀 Ich bin viel zu vergesslich und ich glaube, Eric hat auch viel mehr aufgeschnappt als ich – haha!
Das wäre auf jeden Fall ein toller Post 😉
Verena meint
Schöner Bericht und tolle Fotos. Mich interessieren auch die Zugdetails inkl. Fotos. 🙂
Keine Ahnung, ob ich so lange durchhalten würde. Ich bin 2 Nächte und 1,5 Tage in der Lhasa-Bahn gewesen und das war schon recht lang. Ich würde es aber immer wieder machen. 🙂
Carina Herrmann meint
Hi Verena,
die Zugdetails gibt es nun in diesem Artikel:
https://www.pinkcompass.de/via-rail-canada-vancouver-toronto/
Und mir geht es genauso – war schon eine Qual, aber ich würde es wieder machen 😉
Liebe Grüße,
Carina
Daniel meint
Wow, mit dem Zug durch Kanada klingt wirklich toll. Damit kann ich vielleicht sogar endlich meine Frau für das Land begeistern. Es klingt auf jeden Fall nach einer sehr lohnenswerten und schönen Reise. 🙂
Sylvia Schellenberg meint
Danke für die tollen Erfahrungen. Im nächsten Jahr werden wir mit dem Zug sicher Ähnliches erwarten.