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*Ein Gastartikel von Ramona*
Meine Freunde kennen mich als absolute Reisesüchtige.
Diese Leidenschaft ging sogar so weit, dass ich selbst meine Studiums-Wahl davon beeinflussen ließ und nun im Studiengang der Geografie stecke. Das Alleinreisen war dabei auch nie ein Problem für mich. Allerdings bin ich nicht wirklich allein unterwegs, sondern habe seit meinem achten Lebensjahr einen ständigen Begleiter: den Diabetes Typ 1.
Aber auch das hat mich bisher von keiner Reise abgehalten!
Die meisten Menschen kennen „die Zuckerkrankheit“ zwar, aber wissen gar nicht so genau, was eigentlich dahintersteckt, deshalb lass mich das zu Beginn kurz erklären…
Was ist das eigentlich für ein Typ?
Das Erste, was den meisten Menschen beim Begriff Diabetes in den Sinn kommt, ist Diabetes Typ 2. Hierbei entwickelt der Körper irgendwann sozusagen eine Unempfindlichkeit gegen das im Körper produzierte Hormon Insulin, das eigentlich dafür da ist, in unserem Blut den aufgenommenen Zucker abzubauen – das Insulin ist zwar da, aber reicht einfach nicht mehr aus, um gegenzusteuern.
Ein guter Lebensstil kann hier in vielen Fällen schon helfen.
Komplett anders sieht die Sache für Typ-1-Diabetiker wie mich aus: Mein Körper wendete sich quasi gegen sich selbst und zerstörte die Zellen der Bauchspeicheldrüse, die das Insulin eigentlich herstellen sollen, so lange, bis keine mehr übrig waren.
Danach kann der Körper keine Energie mehr aus dem, was ich esse, ziehen. Der Blutzucker kann sich nicht mehr selbst regulieren, und ich muss mir künstliches Insulin spritzen – anders kann ich nicht überleben.
Es gibt keinen bekannten Grund und keine Heilung für die Krankheit. Zu viele Süßigkeiten spielen keine Rolle, wie oft fälschlicherweise angenommen wird. Die Krankheit kann jeden zu jeder Zeit treffen.
Klingt erst mal wenig verlockend, mit dieser „Last“ und immer einem Argusauge auf den Insulinvorrat zu verreisen, oder?
Nun ja, man gewöhnt sich ja an vieles – und es gibt so einige Dinge, die ich nun einfach beachte, um Probleme von vornherein zu vermeiden!
Wie ich auf Reisen mit diesem Typ klarkomme…
Das beginnt schon beim Packen:
Ich nehme immer mindestens die doppelte Menge von allem mit, was ich brauche! Das gilt auch für Kleinigkeiten wie Ersatzbatterien fürs (Ersatz-)Messgerät, um meinen Blutzucker kontrollieren zu können, oder Einwegspritzen bzw. einen Ersatz-Pen (ein praktischer „Stift“, mit dem ich mir Insulin spritzen kann) oder andere Hilfen. Dabei bringe ich meine Diabetes-Utensilien nie im Koffer unter – der geht schnell mal verloren und selbst wenn nicht, wird er herumgeschmissen und im Laderaum extremer Kälte ausgesetzt.
Ich teile meist auch alles auf mehrere Taschen auf, falls etwas gestohlen wird oder verloren geht.
Damit auch am Flughafen und in der Luft alles reibungslos klappt, habe ich immer ein Medical Certificate meines Arztes (mindestens in Deutsch + Englisch) dabei, in dem aufgelistet ist, welche Medikamente ich mitführen darf und warum. Davon mache ich mir meist auch eine Kopie sowie einen Scan, den ich z. B. in meinem Mailprogramm speichere.
Während des Fluges habe ich ehrlich gesagt nie großartig etwas beachtet, außer dass meine Blutzuckerwerte nicht zu weit absinken. Ansonsten habe ich mir ganz normal nach „meiner“ Zeit Insulin unter die Haut gespritzt und mich am Zielort sofort auf lokale Zeit umgestellt.
Einschränkungen beim kulinarischen Schlemmen? Najaaa…
Beim Essen bin ich nicht zimperlich und probiere mich durch jede fremde Küche quer durch – nicht gerade zur Freude meines Diabetes, aber hey, es ist Urlaub, Ruhe da unten in der kaputten Bauchspeicheldrüse.
Lieber messe und korrigiere ich mal öfter, anstatt mich ständig komplett zu verschätzen und den Urlaub ständig im Unterzucker zu verbringen.
Auch wichtig für mich: Hitze und Kälte haben teilweise extreme Auswirkungen auf meinen Körper. So brauche ich zum Beispiel bei warmen Temperaturen deutlich weniger Insulin. Aber ich kenne mich gut genug und weiß das einzuschätzen.
Apropos verschiedene klimatische Bedingungen: Insulin findet 45 °C unter der Sonne in Dubai genau so unlustig wie eine Nacht im Iglu auf der Zugspitze bei -7 °C. Die Lösung für alle meine Hitzeprobleme lautet FRIO – im wahrsten Sinne des Wortes mein Lebensretter! Die Taschen sind mit kleinen Kristallen gefüllt, die sich vollsaugen, sobald man sie ins Wasser legt, und das Insulin durch die Verdunstungskälte kühl halten. Und das locker 5–7 Tage lang, danach legt man sie einfach wieder ins Wasser.
Bei Kälte nutze ich diese Taschen allerdings weniger, sondern eher eine Jacke, in der ich alles möglichst körpernah (und Michelin-Männchen-ähnlich) reinstopfen kann. Der Handee Bra ist dafür auch eine feine Alternative, in dem auch eine Insulin-Pumpe gut Platz findet. Nicht nur bei Kälte…
Wenn der Typ ungefragt dazwischenfunkt…
Natürlich kann ich noch so viel planen und vorbereiten und mitdenken – irgendwas geht immer schief.
Zum Beispiel in Japan, als ich mein Insulin in einer AirBnB-Wohnung einfach vergessen hatte… und das natürlich erst bemerkt habe, als ich schon über alle Berge war. Zum Glück war der Vermieter hilfsbereit und konnte es mir wiedergeben – und zum Glück ist es in einem Land wie Japan auch nicht so schwierig, an Insulin zu kommen!
Aber je nachdem, wohin die Reise geht (und gerade bei Entwicklungsländern), treffe ich immer im Vorfeld ein paar Vorkehrungen:
Ich informiere mich immer, wie ich im Zielland an Insulin, Teststreifen und so weiter komme: Ist es frei verkäuflich? Brauche ich ein Rezept? Kann ich hier mit Kreditkarte bezahlen oder nur mit Bargeld? Ich schaue auch immer nach, wo das nächstgelegene englischsprachige Krankenhaus ist!
Auch ist es immer gut zu wissen, ob die Insulin-Marke, die ich nutze, im Land verfügbar ist. Aber im Notfall kann ich, bevor ich gar nichts habe, natürlich mit Verstand und etwas Vorsicht auch auf anderes ausweichen. Als sehr nützlich empfinde ich auch diese kleinen „Diabetes-Dolmetscher“-Bücher, in denen die wichtigsten Sätze in verschiedene Sprachen übersetzt stehen.
Wie andere auf mich und meinen Typ reagieren…
Wenn man durch eine Insulin-Pumpe dauerhaft verkabelt ist, oder, wie ich, den FreeStyle Libre-Sensor (einen Sensor, der mir automatisch immer wieder meinen Blutzuckerwert kontrolliert) am Arm kleben hat oder sich in der Öffentlichkeit den Blutzucker messen oder spritzen muss, ist man natürlich immer den Reaktionen seiner Mitmenschen ausgesetzt.
Bisher habe ich im Ausland dabei noch keine negativen Erfahrungen gemacht – die Sprachbarriere ist da sicher eine große „Hilfe“. Ich muss aber auch sagen, dass ich immer versuche, meinen Kram einigermaßen unauffällig zu erledigen. Nur auf den Sensor am Arm wurde ich ein paar Mal angesprochen. Meistens jedoch von anderen Reisenden, die die abenteuerlichsten Sachen vermuten („Ist das gegen Mückenstiche?“).
Abschließend bleibt mir also zu sagen, dass ihr euch nicht von dieser Krankheit – und auch von keiner anderen sonst – davon abhalten lassen solltet, rauszugehen und die Welt zu entdecken.
Wir können alles – nur eben mit etwas mehr Planung im Gepäck…
In diesem Sinne – viel Spaß unterwegs!
Ramona ist 25, Geografie-Studentin und tobt sich auf ihrem Blog „Tattoos, Travel, Type One“ kräftig rund um das Thema Reisen mit Diabetes und ihr ebenso unheilbares Fernweh aus. Dort gibt sie hilfreiche Tipps dazu, wie man auch im Ausland und in den Ausnahmesituationen klarkommt.
Schau doch mal bei ihr vorbei!
Samira meint
Hey Ramona, danke für den Artikel! Das mit den FRIO Taschen ist ein super Tipp, die kenne ich gar nicht…
Ich selbst habe seit 3 Jahren MS, und teem sogar noch mehr in der Weltgeschichte unterwegs als vorher.
Auch ich teile meine Medikamente immer auf und nehme doppelt so viel mit wie ich brauche – bei diesen Medikamenten verzichte ich dann mal auf den Minimalismus 😉
Zudem informiere ich mich immer vorher, wie meine Krankheit in de Landssprache heißt und geschrieben wird. Ein Bild davon auf dem Handy oder im Notizbuch dabeizuhaben ist eine gute Sache für den Notfall!
Liebe Grüße und safe travels! Samira