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Ich habe mich lange vor diesem Artikel gedrückt.
Weil ich wusste, was in den Kommentaren an Reaktionen auf mich zukommen würde. Schon als ich auf Facebook und Instagram das Thema angesprochen und offen meine Gedanken und Eindrücke zu Kuba bzw. ganz besonders Havanna mitgeteilt habe, kamen einige heftige Sprüche auf mich zu.
Aber ich weiß, Du bist hier, weil Du meine ehrliche Meinung wissen möchtest, und egal ob sie manchen Menschen dann nicht gefällt oder sie sie unsinnig finden – ich verspreche Dir, ich werde sie immer mit Dir teilen!
Bevor ich nach Kuba geflogen bin (im Rahmen einer Lesungs-Kreuzfahrt, über die ich auch endlich mal schreiben sollte…) habe ich viel Unterschiedliches über diese Insel gehört und gelesen.
„Ein absolut traumhaftes Reiseziel!“
„Das Internet ist wirklich schlecht dort.“
„Das Flair dort ist unschlagbar.“
„Wirklich nicht einfach zu bereisen.“
Natürlich wollte ich mir einfach mein eigenes Bild machen. Ich wurde schon von umschwärmten Reisezielen enttäuscht, von schwer zu bereisenden positiv überrascht und habe schon Internet-Lücken überall auf der Welt überstanden.
Meine Einstellung vorab also? Wir werden sehen!
Vier Tage war ich in Havanna, bevor ich dann einen spontan gebuchten Flug nach Mexiko antrat. Und keiner der oben genannten Punkte war der Auslöser dafür. Denn worüber seltsamerweise die wenigsten sprechen, ist, dass auf dieser wunderbaren Insel, mit ihren wunderbaren Menschen, Dir das Bild des Kommunismus so extrem vor Augen geführt wird, wie ich es an noch keinem anderen Reiseziel gesehen habe.
Und ja, ich habe schon ehemals kommunistische Länder bereist und die Auswirkungen gespürt. Nur eben nicht in diesem Ausmaß. Dass es, laut der Aussage anderer Reisenden, „doch alles schon viel besser geworden ist“, hat ganz und gar nicht geholfen.
Was mich also in die Flucht geschlagen hat, waren weder unbequeme Zustände für mich als Reisende, wie der Mangel an Englisch (was leicht ausgeglichen werden könnte, wenn ich endlich mal mein verrostetes Spanisch in Schuss bringen würde) oder das schlechte (wenn wir ehrlich sind: abgesehen von 4-Sterne-Hotels und öffentlichen Plätzen sogar nicht vorhandene) Internet, sondern die Ungerechtigkeit, in der Kubaner leben, die mir vom ersten Tag an ins Gesicht geschleudert wurde.
Die meisten Artikel, die ich zu Kuba vorab auf Blogs gelesen hatte, schwärmten von der traumhaften Architektur, dem Stil der schicken Oldtimer und der guten Stimmung.
All das ist auch völlig korrekt.
Wenn ich meine rosarote Brille aufsetze, mich aus den hübsch gemachten Touristen-Ecken nicht herausbewege und meinen Blick selektiv auf das richte, was ich sehen möchte. Nicht was ich sehen könnte.
Denn dann würden mir schnell die absolut heruntergekommenen Wohngegenden auffallen. Die Geschäfte, in denen die Regale mit fünf absurd ausgewählten Produkten wie Cracker, Waschmittel und Joghurt gefüllt sind, und die mangelnde Informationsmöglichkeit dank des miserablen und vor allem zensierten Internets.
Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass nichts davon mir zuliebe – einer Reisenden und Besucherin des Landes – verbessert werden sollte.
Sondern dass es darum geht, nicht davor die Augen zu verschließen, wie Kubaner jeden Tag dort leben. Eingeschränkt mit einer Touristenwährung, die die meisten niemals zu Gesicht bekommen, weil sie völlig abgehoben über ihrer eigenen Währung schwebt. Eingeschränkt, sich bilden zu können, weil die Zensur beschließt, was sie lernen oder wovon sie erfahren.
Ja, sicher. Von außen betrachtet hat Kuba ein staatliches, kostenloses Schulsystem, wovon viele Menschen anderer Länder nur träumen können. Aber wir müssen uns dabei nichts vormachen: Was sie dort lernen, ist definitiv nicht frei.
Ich will gar nicht in politisch angehauchte Reden abschweifen. Dazu bin ich selbst leider nicht politisch bewandert genug (aber ich arbeite daran) und gebe das auch gerne zu. Wovon ich stattdessen eine doppelte Portion habe, sind Mitgefühl und Gerechtigkeitssinn.
Beides ließ mich letztendlich einen Flug von Kuba nach Mexiko buchen.
Und mich für mich selbst folgende Regeln aufstellen, für meinen nächsten, besser vorbereiteten Besuch.
Meine Tipps also für Deinen Besuch in Havanna oder auf Kuba:
1. Geh nicht in ein Hotel oder in das historische Viertel Havannas, sondern such Dir ein Casa particular – hiermit unterstützt Du tatsächlich Kubaner, die mehr als alle anderen im Tourismus auf Deine Unterstützung angewiesen sind. Ich habe meine über Airbnb gefunden und war sehr zufrieden; auch wenn in meinem ersten kaum jemand Englisch gesprochen hat, haben sie alles getan, um sich mit Händen und Füßen mit mir zu verständigen.
Von den Casa particulares hatte ich also vorab auch bei Steffi schon gelesen (siehe Artikel-Tipps weiter unten), auf Airbnb sogar welche entdeckt und buchen können und damit diesen Punkt bei meinem ersten Besuch schon abhaken können.
2. Lern Spanisch! Das war meine größte Erkenntnis und mein größtes Versäumnis. Denn ohne Spanisch bleibt Dir nichts anderes übrig, als in die Restaurants und Unterkünfte zu gehen, die einzig und allein für Touristen eröffnet wurden und vom echten Havanna nicht weiter entfernt sein könnten. Ich werde Kuba erst dann wieder besuchen, wenn ich dieses Versäumnis vollständig nachgeholt habe und dann wirklich nachhaltig reisen kann.
3. Wenn Du spanisch sprichst, kauf von Einheimischen. Kauf von den Einzelhändlern, den Menschen, die aus ihrem Fenster heraus verkaufen, geh in die Restaurants mit Plastikstühlen und in die keine zehn Besucher gleichzeitig passen.
4. Belies Dich vorher! Mach nicht den gleichen Fehler wie ich. Belies Dich zur Geschichte, der Politik und den Zuständen in Kuba, mindestens der letzten 70–80 Jahre. Es dauert nicht lang und wird Dir die Augen öffnen, um zu verstehen, was Du in Havanna (und ich kann leider nur vermuten: auch im Rest von Kuba) sehen wirst und warum. Ich habe mir dazu den Kuba-Reiseführer von Baedecker als E-Book* gekauft und durchgelesen. Sehr zu empfehlen!
Bonus-Spar-Tipp für die Flughafen-Transporte!
Ich habe übrigens durch Unwissenheit jedes Mal für die einfache Fahrt mit einem Taxifahrer vom und zum Flughafen knapp 16€ (20CUC) gezahlt. Über GetYourGuide kannst Du eine gemeinsame Hin- und Rückfahrt mit anderen Reisenden für insgesamt knapp 9€ reservieren. Also gerade mal ein Viertel von dem, was ich gezahlt habe.
Einfach hier buchen!
Es mag Dir dir vielleicht etwas die rosarote Brille abziehen (aber ganz ehrlich – wäre das wirklich so schlimm?). Es mag sein, dass Du Havanna danach nicht ganz so sehr vergöttern wirst, wie es Dir Hochglanz-Magazine und Fotos auf Schön-Wetter-Blogs Dich glauben machen wollen – aber es wird Dir helfen, als Reisende einen wirklichen Unterschied zu machen und die Schlucht zwischen der Touristenwelt und den Kubanern nicht noch tiefer werden zu lassen…
Welche Erfahrungen hast Du gemacht?
Gib uns in den Kommentaren weitere Tipps!
Authentische und hilfreiche Artikel, die mir sehr geholfen haben:
Kuba auf eigene Faust – Die neusten Tipps für Alleinreisende und Individual-Reisende (2017)
Mal ehrlich! Diese 9 Dinge nerven in Kuba (und warum ich das Land trotzdem liebe!)
Stefanie Schwarz meint
Hi Carina,
Ich habe ganz ähnliche Erfahrungen gemacht und kann deine Tipps alle so bestätigen (vor allem 2 und 4!). Habana Centro ist ein absoluter Schlag ins Gesicht, wenn man sonst nur die Hochglanz-Bilder von Havanna kennt.
Mich hat die Lebensrealität der Kubaner und die durch den Tourismus mitverursachte soziale Ungleichheit irgendwann so fertig gemacht, dass ich einfach nur so heilfroh war, nach drei Wochen endlich im Flieger nach Mexiko zu sitzen….
Da war zum Beispiel ein Verkäufer am Zuckerrohrstand, der 1 Euro am Tag verdient, obwohl sein Chef hunderte Euro am Tag macht, indem er von ignoranten Touristen 1 Euro für ein Glas Zuckerrohrsaft nimmt, das eigentlich 1 Peso Nacional (2 Cent) kostet.
Oder das eine mal, als ich mit kubanischen Freunden spätabends 1 Stunde am Stadtrand von Santa Clara festsaß, weil wir vergeblich auf den Bus warteten. Kein einziges vorbeifahrendes Auto hielt an – bis ich anfing, mit einem 5CUC Schein herumzuwedeln :/
Der Abschuss war dann eine Frau, die mir netterweise den Weg von der Bushaltestelle zum Flughafen Havanna zeigte, und im Gespräch wörtlich sagte: „Ich fühle mich diskriminiert in meinem eigenen Land“.
Dennoch war Kuba in jedem Fall eine einmalige und interessante Erfahrung, die ich nicht missen möchte.
LG, Steffi
Ps. Danke für die Verlinkungen :*
Carina meint
Sehr gern, Steffi!
Ohne Deine Artikel wäre ich noch blinder und naiver nach Havanna gestolpert.
Und danke für die weiteren Anekdoten, auch wenn es keine lustigen sind…
Liebe Grüße zurück,
Carina
Torsten meint
toller Beitrag… genau so sollte es sein…. unverblümt!!!
🙂
Carina meint
Danke, Torsten! 🙂
Eva meint
Klasse. Genau das habe ich schon immer gedacht. Jeder, der mir sagt, er möchte so gerne mal nach Kuba, bekommt von mir den Satz: „aber mit mir niemals pauschal gebucht “ zu hören. Meist kommen erstaunte Blicke…aber ich weiss von den Privatunterkünften -und genau so würde ich dort reisen. Ich könnte niemals feist in meinem Resort abhängen, wenn ich weiß, dass dafür dem Nachbardorf der Strom abgestellt wird!
Und ich würde sehr gerne mit meinen Kindern gemeinsam hin. Eben genau aus diesem Grund: was „Politik“ im negativen Sinne anrichtet.
Vielen Dank für Deine Ehrlichkeit!
Liebe Grüße von Eva
Carina meint
Oh, das ist vermutlich auch die beste Schule überhaupt…
Ich hoffe, Du bekommst das irgendwann mal hin 🙂
Liebe Grüße,
Carina
Sabine meint
Danke für Deinen unverblümten, ehrlichen Erfahrungsbericht!
Ich kann das genauso unterschreiben.
Wir waren im April letzten Jahres ebenfalls auf Kuba. Auch wir mussten ab den ersten Tagen in Havana und über die gesamten 3 Wochen unseres Aufenthalts mehrmals täglich kräftig schlucken – vor allem, weil wir in Casa Particulares übernachtet haben und wir – da ich zum Glück fließend Spanisch spreche – viel in Kontakt mit Einheimischen kamen. Die soziale Ungerechtigkeit dort ist enorm, erschütternd und in meinen Augen untragbar. Gleichzeitig denke ich, mit bewusstem Reisen dort kann auch zumindest mit dem kleinen Tropfen auf den Stein geholfen werden. Wie Du sagst – Kaffee und Saft beim kleinen Stand auf der Straße kaufen, Essen beim Verkäufer der das Essen durch sein Fenster reicht und die öffentlichen Transportmittel oder Collectivos nutzen. viele der Menschen dort sehen solchen Tourismus als Chance und sind dringend auf jeden Peso angewiesen. Und mit dem Erleben kommt Wissen, wie es dort wirklich abläuft. Und damit hoffentlich Bewusstsein. Für mich spiegeln die Bilder in den Hochglanzmagazinen seitdem null das Kuba wieder, das wir erlebt haben.
Viele Grüße,
Sabine
Carina meint
Hi Sabine,
vielen lieben Dank für Deine Einblicke dazu!
Kann ich bei allem nur mitnicken…
Liebe Grüße zurück,
Carina
Sabine meint
Danke! Sehr gut geschrieben.
Ich war noch nie in Kuba, verfolge jedoch gerne Reportagen die von dem wahren Kuba berichten.
Das es kaum Importe gibt. Die Leute alles, aber auch alles 100x reparieren ( vor allem elektrische Geräte)
Es gibt nichts Neues zu kaufen!
Alte Leute verkaufen ihren Kaffee aus den Fenstern,
um irgendwie über die Runden zu kommen.
Es mag idyllisch auf uns wirken, all die schönen alten Autos,
jedoch haben sie nur diese Autos. Egal wie, wenn etwas defekt wird, es muss wieder zum laufen gebracht werden.
Dein Anliegen, bei Einheimischen zu kaufen und wohnen,
finde ich deshalb absolut spitze.
Nur so können wir mit unserem Urlaub auch etwas positives für Land und Leute hinterlassen.
Carina meint
Die Importe werden meist sogar umgangen. Es gibt viele Exil-Kubaner in Mexiko, die Mexikanern die Flüge nach Kuba zahlen, wenn sie im Gegenzug einen Koffer voller Kleider, Lebensmittel oder anderen nützlichen Dingen mit an die Familie in Kuba nehmen. Meine Airbnb-Hosts in Playa del Carmen hatten davon erzählt und fliegen so 2-3x/Jahr nach Kuba. Bepackt mit „Import“.
Sie finden also Mittel und Wege für den Import, aber ich finde es traurig, dass sie es auf diese Art machen müssen…
Liebe Grüße,
Carina
Juliane meint
Hallo Carina!
Danke für deinen ehrlichen Bericht. Ich finde, du musst die Reaktionen auf deine Ehrlichkeit nicht fürchten. Warum solltest du uns nur die touristengerechten Seiten Havannas aufzeigen? Das hieße doch, die Augen vor der Wirklichkeit zu verschließen. Ich werde im Dezember nach Kuba reisen (für mich auch das erste Mal außerhalb Europas) und bin sehr gespannt!
Liebe Grüße, Juliane
Carina meint
Danke Juliane 🙂
ute meint
Liebe Carina,
danke für deinen ehrlichen Bericht – ich schließe mich allen anderen bisherigen Kommentaren an!
Kuba steht schon sehr, sehr lange auf meiner „to-go“-Liste und du hast es mit deinem Artikel nur wieder weiter nach oben geschoben – und meine Spanisch-Auffrisch-Pläne verstärkt!
Reisen ist für mich auch immer wieder genau das – nicht glauben, was andere mir „weiß machen wollen“ (oder eben mit bunten Bildern verdecken wollen), sondern genau hingucken und mit Einheimischen sprechen. Denn auch darum muss es gehen, anderen von allem was man sieht und erlebt ehrlich zu erzählen!
ute
Carina meint
Freut mich sehr, Ute, dass ich Dich darin bestärken konnte 🙂
Erzähl gerne mal, wie es war, wenn Du dort warst!
Liebe Grüße,
Carina
Lina meint
Liebe Carina, ich war zwei Mal auf Cuba, davon nur eine Nacht in Habana, Cuba ist nicht Habana bzw Habana ist nicht Cuba.
Auch wenn das, was du schreibst zumindest teilweise zutrifft, hattest du doch in den 4 Tagen, die du dort verbracht hast, wahrscheinlich nicht die Möglichkeit, dir ein wirkliches Bild von Cuba zu machen. Wer spanisch spricht, ist natürlich im Vorteil, da die Cubaner sehr gern mit Touristen sprechen und auch sehr offen sind, sogar was Politik betrifft!
Hier ein paar Dinge, die ich in den insgesamt 8 Wochen, die ich dort war, erfahren habe. Auch in 8 Wochen habe ich es übrigens nicht geschafft, mir ein klares Bild von Cuba zu machen. Dieses Land ist einzigartig und nicht (be)greifbar.
Die casas particulares zahlen Fixbeträge an Steuern, d.h. die Betreiber selbst verdienen nur einen ganz geringen Anteil und in manchen Monaten gar nichts. Der Staat benötigt Devisen, das war der Anstoß für die Öffnung Cubas und für die casas und privaten Restaurants. Es ist also einerseits schon richtig, dass du Cubaner unterstützt, wenn du in casas übernachtest, vor allem aber unterstützt du den Staat Cuba.
Ich habe keine politische Meinung zu dem Phänomen Cuba bzw auch wenn ich sie hätte, würde ich sie nicht hier veröffentlichen. Ich finde das Thema aber extrem interessant. Tatsache ist, dass Cuba von den USA Jahrzehnte lang boykottiert wurde (und immer noch wird; außer dass mittlerweile leider Kreuzfahrtschiffe mit dicken Amis anlegen, die in wenigen Stunden viele $$$ unter die Leute schmeißen, hurrah) und das zu vielen weiteren Konsequenzen geführt hat, nicht zuletzt dazu, dass Cuba sich Russland angenähert hat (sehr vereinfacht dargestellt). Als Ende der 80er-Jahre dann auch der Geldfluss aus der UdSSR ausblieb, begann auf Cuba die „periodo especial“ und soweit ich weiss, wurde die bis jetzt nicht beendet. Anfangs litt die Bevölkerung sogar Hunger. Zu lange hatte Russland überhöhte Preise für Zucker bezahlt bzw sehr günstig Petroleum an Cuba verkauft. Weiterhin kämpft Cuba – seit Ugo Chavez gestorben ist wieder ganz
allein – gegen den Rest der Welt.
Cubaner sagen heute noch, dass sie, als Fidel Castro noch an der Macht war, komplett hinter der Ideologie gestanden sind. Mit Raul Castro, der nicht das Charisma von Fidel hat, hat sich dies gewandelt.
Raul führt aber andererseits sehr viele – anscheinend positive – Neuerungen ein hin in Richtung mehr Freiheit und mehr Selbstverantwortung.
Weisst du, dass die Cubaner, außer den 20€, die sie monatlich verdienen, egal ob Busfahrer oder Herzchirurg, monatlich Essensgutscheine erhalten, mit denen sie fast ganz über die Runden kommen können? Ich habe einen 36-jährigen kennengelernt, der erst seit 2 Jahren arbeitet – vorher nie! – und die Arbeit, die er jetzt macht, ist, bei Varadero 50m Dünenabschnitt zu reinigen. Dafür sollte er 2 Stunden benötigen (er hat es in einer gemacht). Auch dafür erhält er 20€. Unzufrieden war er nicht. Er hatte eine gebrauchte Kiteausrüstung von einem Kanadier erhalten und hatte, nach der Stunde Arbeit in der Früh um 7, den ganzen Tag Zeit für Freizeit. Raul Castro versucht, diese Einstellung zu ändern, seine Parolen sind sehr viel konkreter als die von Fidel Castro, der eigentlich immer weiter von der Revolution geschwärmt hatte.
Ich habe aber auch einige cubanische Künstler kennengelernt und verstanden, dass Cuba gar nicht so schlecht für Künstler ist, da sie durch die Essensgutscheine die Sorge, sich etwas zum Essen verdienen zu müssen, nicht haben. Wird Kunst also indirekt auf Cuba so gefördert? Eine merkwürdige Vorstellung, oder?
In jeder Stadt gibt es mindestens einmal pro Jahr eine Buchmesse – ich war in Santiago de Cuba auf einer. Sehr gute Bücher schon für 0,20€, Millionen von Büchern über Geschichte, Kultur, Politik und natürlich über Fidel Castro.
Übrigens ist die Analphabetismusrate auf Cuba geringer als in Italien, vielleicht auch interessant. Natürlich kannst du dagegen halten, dass sie in der Schule politisch beeinflusst werden, nur das lernen, was dem Regime gefällt etc. Wie das in anderen Ländern aussieht, lasse ich jetzt mal beiseite. Der politischen Führung war aber von Anfang an und auch weiterhin wichtig, dass das Volk Bildung erhält.
Auf Cuba gibt es auch sehr viele, sehr gute Ärzte – und tw auch sehr gute medizinische Einrichtungen, oft fehlen leider die modernen Geräte (wegen des Boykotts und Devisennot). Viele Südamerikaner kommen nach Cuba, um sich operieren zu lassen. Cubanische Ärzte sind bei Katastrophen immer unter den ersten, die in die Krisengebiete geflogen werden (zB Tsunami in Asien). Viele studierten in der DDR Medizin.
Ich habe auch unzufriedene Cubaner kennengelernt. Aber auch ganz viele Cubaner, die stolz darauf sind, Cubaner zu sein, und die zufrieden mit ihrem Leben sind. Die meisten sind politisch interessiert und wissen über die weltweite Tagespolitik extrem gut Bescheid, kennen Länder in Europa und Asien, von denen ein durchschnittlicher US-Amerikaner noch nie gehört hat, und verfolgen das weltpolitische Geschehen. Viele sprechen immer noch über die Revolution, auch die jungen, mit einem Stolz, der sich echt anfühlt. Weisst du übrigens, wie Cuba vor der Revolution war? Diktator Battista, Freudenhaus der USA etc?
Cuba ist (politisch) einzigartig. Ich habe das Gefühl, das du beschreibst, nicht gehabt, als ich dort war. Vielleicht ist es im Rest von Cuba anders als in Habana. Ich war übrigens mit dem Fahrrad als Individualreisende unterwegs, das heisst, ich hatte wirklich viel Gelegenheit, mit den Leuten Kontakt zu haben. Und ich spreche auch gut genug spanisch.
Ich schicke dir diese etwas wirren Zeilen (die Hitze! aber nicht nur…), hoffentlich konnte ich ein bisschen rüberbringen, dass es wohl mehrere Seiten von Cuba gibt. Da du viele Follower hast und einige davon anscheinend auch sehr „an deinen Lippen hängen“, hast du eine große Verantwortung mit dem, was du schreibst. Denn auch wenn du betonst, dass es deine Meinung ist und darum geht, was du erlebt hast, scheinen doch viele es als Tatsachen abzuspeichern.
LG aus Griechenland. Ich finde es übrigens weiterhin interessant, hin und wieder deine Zeilen zu lesen, und zu beobachten, wie alles in Veränderung und Bewegung bleibt – sehr schön.
Lina
Carina meint
Liebe Lina,
vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar und Deine Meinung. (Dafür, dass Du sagst, Du möchtest sie politisch nicht äußern, hast Du das doch recht deutlich gemacht 😉 )
Ich nicke bei vielem, habe gut 60% davon anschließend auch nachlesen können und würde mich mit Dir (zum Beispiel über die Essens-Gutscheine, von denen ich ein anderes Bild habe… hast Du Dir mal die Liste an Nahrungsmittel angeschaut, die man damit monatlich bekommt? Hunger leide müssen sie nicht, das ist richtig. Aber vom annähernd gesund leben ist man damit auch noch weit entfernt. Ja, ich weiß – anderswo geht es immer noch schlimmer oder besser… das war einfach nur eine Beobachtung, als ich die Liste gesehen habe.) am liebsten persönlich mal darüber austauschen. Das ist nämlich auch wieder nur eine Seite der Medaille und würde hier leider nur hitzige Diskussionen anstoßen, die ich vermeiden wollte. Ich sehe das auch wie Du alles sehr zwiespältig und obwohl ich nur vier Tage dort war und mir absolut (!) kein ausreichendes Bild machen konnte, wollte ich dennoch gegen die Hochglanz-Artikel auf vielen Blogs, die ich vor meiner Reise gefunden habe, gegen halten und zumindest zum Nachfragen und Nachdenken anregen.
Du hast das gerade noch intensiviert – Danke dafür!
Liebe Grüße nach Griechenland,
Carina
Myriam meint
Ich schließe mich Nina an. Havanna ist nicht mit dem übrigen Kuba zu vergleichen. Alle schwärmen von Havanna, ich fand die restlichen Orte interessanter und besser. Ich würde mich zB nie in einen alten Oldtimer setzen, es sieht zwar schön aus, macht auf den Fotos auch was her, aber mangels Ersatzteilen haben viele der Autos keine intakten Bremsen. Wir sind abends durch die Straßen Havannas gelaufen und haben die vielen verfallenen Häuser gesehen, die Menschen, die abends Türen und Fenster weit offen stehen hatten, um etwas Wind und damit Kühle abzubekommen und die vorm TV saßen.
2015 flogen wir von Toronto nach Varadero. Nach 3 Tagen am Strand wollten wir unseren Mietwagen abholen. Obwohl vorher gebucht und bezahlt, haben wir keinen bekommen. Es war sehr schwierig und hat Stunden gedauert, um unseren Mietwagen zu bekommen. Manche haben Tage auf ihren vorab gebuchten Wagen gewartet. Dann erhielten wir ein chinesisches Fabrikat, das eigentlich nicht verkehrssicher war. Die Landstraßen sind eine Katastrophe, im Hinterland sind Pferdekutsche und Räder das dominierende Verkehrsmittel. Dementsprechend wenig Platz wurde für uns gemacht. Als ich links! auf die Autobahn fuhr wären vor mir beinahe eine Pferdekutsche und ein Laster zusammengestoßen. Ja auf Kuba fahren auch, zwar verboten, Kutschen auf der Autobahn. Nach der Autobahn mussten wir noch einmal Landstraße fahren, in den Schlaglöchern hätte man Nilpferdbabys verstecken können. Für 300 km brauchten wir 7 Stunden, schneller als 20 kmh ging teilweise nicht. Schweißgebadet kamen wir an der Schweinebucht an unserer Casa Particulares an. Übrigens wäre es für uns sehr schwer gewesen uns selbst zu versorgen, in den Supermärkten gibts nur die 5 gleichen Produkte, außer Wasser haben wir dort nichts gekauft. Und wir haben nur an Tankstellen getankt, wenn wir wussten, dass diese neu beliefert wurden. Ansonsten hätten wir den Rost vom Grund mitgetankt. Seit dem Öl gegen Ärzte Deal mit Venezuela gibt es wenigstens länger als 8 Stunden am Tag Strom.
Für unsere Casa in Trinidad bekamen wir eine genaue Wegbeschreibung und den Hinweis, dass wir nicht glauben sollen, dass der Inhaber unserer Casa im Gefängnis sei, dass würden die Einheimischen nur sagen, um Touristen in ihre Casa zu locken. In Trinidad kamen wir bei einem deutschen Auswanderer unter, der uns viel über Kuba erzählte, wir machten auch mit ihm Ausflüge. Ein großes Problem sei auf Kuba die Monokultur, auf Kuba könnte man soviel anbauen, aber die Landwirtschaft wurde mit Zuckerrohr verdorben. Das Klima ist perfekt, nur wird nichts angebaut. Die Bauern bräuchten mehr Gerätschaften und Traktoren etc. Jörg hat uns auch von den Problemen mit Autos auf Kuba erzählt. Chinesische Autos werden vom Staat importiert und mit vielfachem Zuschlag an die Menschen verkauft. Aufgrund des Embargos können auch fast alle Ersatzteile nicht nach Kuba auf offiziellem Weg gebracht werden. Wenn ein klitzekleines Bauteil „made in USA“ trägt, darf es nicht nach Kuba, sagte man uns. In Jörgs Casa waren wir 11 Gäste und seinen 2 Damen in der Küche war es zu anstrengend für 11 gleichzeitig zu kochen, daher konnten wir, die sich alle sehr gut verstanden haben, nicht zusammen essen. Und so aßen wir jeweils mit einer Stunde Abstand. Erzähle, dass mal einem deutschen Koch … Länger als 2 Stunden würde ein Kubaner, wenn er nicht unbedingt muss, nicht arbeiten, erklärte uns Jörg. Auch gäbe es kleine Touristenfallen erklärte uns Jörg mit denen sich die Kubaner etwas dazu verdienen. Alles nichts schlimmes.
Wir wollten eigentlich noch weiter in den Süden, aber unser Mietwagen hatte Unwucht, die Motorkontrolllampe war permanent an, der Tacho ging nicht, die Kupplung war im A**** und die Straßen im Süden werden auch immer schlechter, sodass wir davon abgesehen haben. Letzte Etappe war dann Havanna. Dort hat es uns nicht so sehr gefallen, wie im restlichen Land.
Kuba ist immer im politischen Zusammenhang zu betrachten, vorallem auch mit den USA. Klar ist Kuba eine Reise wert, man kann auch in Varadero die Augen vor dem wahren Kuba verschließen und 2 Wochen am Strand liegen. Kuba ist sehr vielfältig, hat Traumstrände, aber auch ist auch sehr anstrengend.
Länder in Südostasien sind auch sehr arm und trotzdem bei Touristen äußerst beliebt. Machen sich die Leute dort auch solche Gedanken? Kuba ist kein Land, wo man als Tourist flüchten muss, wenn man sich darauf einstellt, dass es auch mal schwierig wird und dass selbst die Kubaner unterschiedliche Sichtweisen zu ihrem Land haben.
Achso ich finde übrigens nicht, dass man unbedingt Spanisch sprechen muss, wir sind auch in Restaurants gegangen, wo man uns nicht verstanden hat, mit Händen und Füßen kann man sich auch verständigen und kommt zu einem leckeren Essen. Man trifft auch immer wieder Leute, die gut Deutsch sprechen, entweder an der Uni gelernt oder sie waren früher in der DDR.
Ich glaube, du solltest es noch einmal wagen und nach Kuba reisen. 😉
LG Myriam
Aileen meint
Vielen dank für diese ehrliche Schilderung! Ich vermisse sowas bei einigen digitalen Nomaden, ganz oft wird wie im hochglanzmagzin berichtet und nicht über die realen Bedingungen vor Ort wie Armut, Ungerechtigkeit, kuroption etc. Ich habe auch einen hohen gerechtigkeitssinn und dein Artikel hilft mir sehr meine Reise nach meinen Werten zu planen!
Carola meint
Liebe Carina, auch ich schließe mich absolut an. Cuba war 2010 der Start meiner Frauen-Solo-Reisen – und mein Spanisch war schon okay. Ich hatte mir zum Ziel gesetzt dem menschenverachtenden und korruptem Staat so wenig Geld wie möglich zukommen zu lassen und als Startpunkt die Familie einer Kubanerin, die in D im Exil lebt (sie ist lesbisch, was in Kuba gesellschaftlich und staatlich zu fürchterlichen Repressionen führt). So konnte ich viel bei „echten“ Kubanern leben, wunderbare, freundliche Menschen, aber die Geschichten, die man abends bei selbstgebranntem geflüstert bekommt, lassen einem schlicht die kalte Wut auf alle dussligen 1.Welt-Touristen in All-Inclusive ressorts mit Che-Guevara-Tattoos kommen. Benzin nur gegen CUC (=Touristenpeso), Reisefreiheit noch nicht einmal innerhalb Cubas, es gibt ganze Bereiche, da dürfen nur Touristen hin. Stasi-Bespitzelung wie in der Ex-DDR, mit entsprechenden Konsequenzen für „Verräter“.
In der Tat, wenn Cuba: bei casas particulares wird weniger Geld an den Staat abgeführt. Versucht mit dem „normalen“ Bus zu fahren (für pesos, nicht für CUC), esst bitte kein Rindfleisch (ist den Einheimischen auch verboten, wird zum Export benötigt um Benzin zu kaufen)…
Im Ende hatte ich eine spannende Reise, die ich nicht missen möchte und habe tolle Menschen getroffen. 2010 habe es keinerlei Internet (zumindest war keine Seite erreichbar, die ich kenne oder brauchte (Medien/Facebook/eMails etc.). Ich hatte sechs Wochen Reis mit Hühnchen und Obst mit Eiern zum Frühstück, Mangelwirtschaft eben -. Manchmal Fisch, wenn ich mit Kubanern fischen ging.
Mein nächster Trip geht nun nach Neuseeland, in Südamerika steht als nächstes Peru und Kolumbien an.
In diesem Sinne, fröhliches weiteres Reisen,
Carola
Sylvia meint
Du hast richtig geraten, im Rest vom Kuba ist es sogar teilweise noch viel, viel schlimmer als in Havanna. Wir haben eine Rundreise gemacht, ebenfalls in Casa’s gewohnt (die ALLE sehr zu empfehlen waren im Gegensatz zu den Hotels). In den Bergdörfern haben die Menschen nicht mal Autos oder Maschinen. Ausschliesslich Pferde + Ochsen fürs Feld. Es haben auch nicht alle Häuser Strom/Wasser gehabt – den fehlenden Anschlüssen nach schliessend. Wir können übrigens kein Wort Spanisch und haben sowohl bei Einheimischen gewohnt als auch eingekauft und auch im Restaurant gegessen – Empfehlungen von unseren Casa Vermietern. Meist gibts von 20 Gerichten auf der Karte eh bloss 2 da ist die Auswahl nicht so schwer. Internet hatten wir eine Woche garkeins und es war wundervoll. 😉
Wir haben auch eine kleine Serie auf unserem Blog über die Rundreise gemacht. Wir würden jederzeit wieder nach Kuba reisen. Der einzige Nachteil ist das es kein Navi gibt und wir teilweise mit Händen und Füssen nach dem Weg gefragt haben und diesen nicht immer sofort gefunden haben.
Liebe Grüsse
Sylvia
Carina meint
Hi Sylvia,
ich habe gerade mal in den Link zu eurem Artikel geschaut, den Du hier hinterlassen hast und ich frage mich, ob Du meinen Artikel wirklich gelesen hast? Eure Rundreise war über ein Reisebüro gebucht und ein Angebot von Neckermann/Thomas Cook (inklusive einem nicht gekennzeichnetem Affiliate-Link dazu)?! Und in diesem Artikel schreibst Du über eure Übernachtungen im 5* Hotel. Ich bin da etwas verwirrt.
Alles absolut Deine Entscheidung – aber das ist für mich so ziemlich das absolute Gegenteil von nachhaltig durch Kuba reisen. Korrigiere mich gerne, wenn ich mich dabei irre.
Ich habe den Link dorthin daher aus Deinem Kommentar entfernt.
Viele Grüße,
Carina
Karina meint
Hallo Carina,
ich habe gerade Deinen Bericht gefunden. Ich war noch nie auf Kuba, muss aber nächste Woche beruflich hin ( ich arbeite im Reisebüro und „darf“ Hotels anschauen) und zugegeben sträubt sich seit ich das Ziel kenne, alles in mir. Als „gelernter DDR-Bürger“ habe ich keine Lust auf Wendezeit 2.0, außerdem kann ich mit der Art des Urlaubs und Hotels mit über 800 (!) Zimmern nichts anfangen. Ich fürchte außerdem, uns bleibt an Klischees nichts erspart, leider nicht einmal das Tropicana. Daher waren Deine Worte für mich wohltuend und haben mit vorab schon bestätigt, was ich eigentlich erwarte.
Die 6 Tage werden hoffentlich schnell vorbei gehen.
Grüße
Karina
Vany meint
Liebe Carina,
toll, dass du wie immer über deine ehrliche Meinung schreibst. Ich war auch erst auf Kuba, natürlich nicht pauschal, sondern bin durchs Land gereist und kann deine Eindrücke nur teilweise bestätigen. Natürlich sind die Zustände auf Kuba nicht ideal und das Land hat, wie so viele Länder auf der Welt, seine Probleme. Trotzdem muss ich sagen, dass ich eher den Eindruck hatte, dass die Kubaner glücklich sind. Ja, im Supermarkt gibt es keine Auswahl und auf der Suche nach einem Duschgel bin ich fast verrückt geworden 😀 und ja, sie leben teilweise in herunter gekommenen Häusern – und trotzdem habe ich so viel Herzlichkeit und Gastfreundschaft dort erfahren, dass Kuba schon jetzt zu meinen Lieblingsländern zählt. Ich spreche spanisch und habe mit vielen Einheimischen auch über diese Problematik gesprochen. Und klar, sie kennen es nicht anders – trotzdem war ich einfach beeindruckt davon wie zufrieden und glücklich sie sind und wie sie immer das beste daraus machen. Man kann sowas nie pauschal sagen, genauso wenig wie man negative Erfahrungen pauschalisieren kann. Aber ich hab in kurzer Zeit so viele tolle Menschen kennen gelernt, von denen ich unglaublich viel gelernt habe und dadurch mein eigenes (Konsum) verhalten auch mal in frage gestellt habe. Mir sind natürlich de gleichen Dinge wie dir aufgefallen, denn wenn man nicht gerade blind durch die Welt läuft, erkennt man die Problematik ja schnell. Aber ich habe versucht in den Dialog mit den Menschen zu gehen und ihre Meinung dazu zu hören. Kuba ist ein wunderschönes Land, ich denke man muss ihm nur eine Chance geben und sich eher mit den Menschen befassen. Ich habe darüber auch einen blogpost geschrieben, in dem ich auf die Begegnungen noch näher eingehe:
https://vanyvisits.com/2018/01/07/vany-wie-war-es-eigentlich-auf-kuba/
Ich wünsche dir noch einen schönen Tag 🙂
Liebe Grüße
Vany
Carina meint
Liebe Vany,
ich glaube, Du hast das hier sehr missverstanden: ich kritisiere weder die Menschen, noch stelle ich in Frage, dass sie nicht auch zufrieden und glücklich sein können. Oder plädiere dafür, nicht nach Kuba zu reisen. Ich versuche dazu anzuregen, sich – auch genau wegen diesem möglichen Eindruck von Zufriedenheit – bewusst zu machen, welche Kluft dort herrscht und dass sich jede Reisende idealerweise damit zuvor beschäftigt.
Die Menschen dort vor Ort zu unterstützen, statt die Tourismus-Politik und für Touristen geschaffene Welt, die parallel zu der der Einheimischen existiert. Du triffst den Nagel perfekt auf den Punkt: sie kennen es nicht anders. Was es für mich nur noch trauriger macht und definitiv nicht in Ordnung ist. Und solange wir dabei helfen können, sie als Reisende zu unterstützen und so zumindest ein wenig zur hoffentlich irgendwann eintretenden Änderung beizutragen, sollten wir das tun.
Deshalb finde ich es gefährlich, gerade als Reiseblogger mit Einfluss auf die Wahl wie und wohin andere Menschen reisen, Kuba und in meinem Fall Havanna, nur einseitig darzustellen. Wie das eben auf so vielen Blogs und in so vielen Artikeln mit selektiv gewählten Fotomotiven und verträumten Texten getan wird.
Du hast da also ganz in meinem Sinn den Punkt unterstrichen, dass man sich mit den Menschen vor Ort auseinandersetzen und beschäftigen sollte (und das eben auch am besten geht, wenn man Spanisch spricht) und das Land nicht einfach nur einseitig als traumhaftes Reiseland beschreiben, sondern andere Menschen nach unserer Reise darüber aufklären sollten, wie und wobei man unterstützen kann.
Es freut mich auf jeden Fall, dass Du dort so eine tolle Zeit hattest und werde Kuba sicherlich in Zukunft auch noch mal tiefer entdecken.
Liebe Grüße,
Carina
Alfred meint
Hallo Carina,
Danke für deinen Blog. Ich war die letzten 3 Wochen auf Kuba. Leider musste ich feststellen, dass sich die oben beschriebenen Zustände sich eher verschlimmerten. Die Preise gingen weiter nach oben. Vor allem die Taxifahrten. Auch obwohl ich einigermaßen spanisch spreche, lernte ich ausser einigen Ausnahmen (vor allem in christliche Hauskirchen)kaum Menschen kennen, die weniger an meinen CUCs interessiert sind als an einer echten Begegnung. Dies war leider mit meinen Erfahrungen in anderen lateinamerikanischen Ländern echt eine herbe Enttäuschung. Auch in den Casas particularis musste ich solche Einstellungen gegenüber Touristen machen. Viele Kinder spielen schon mit Tablets uns Handxs. Die Ansprüche und Standards steigen stets, und woher kommt wohl das Geld?Von den staatlichen Hotels, wo
sogenannte Tips fast notwendig sind, um einigermaßen gut behandelt zu werden, will ich gar nicht erst anfangen zu erzählen.
Meines Erachtens herrscht in diesem Land ein Geist des Geldes, der das Land leider eher nach unten führt, und die Perle der Karibik zu einem traurigen nicht weiter zu empfehlendem Reiseziel wird.
Carina meint
Vielen Dank für Deinen Einblick! Den ich leider sehr traurig finde. Ich gebe allerdings weniger den Menschen die Schuld, als der Politik. Ein so großer „Mangel“ erzeugt da glaube ich genau dieses Verhalten. Wirklich, wirklich schade.
Viele Grüße,
Carina
Lena meint
Hallo Carina, genau das gleiche habe ich auch empfunden und das noch 2 Jahre später… Man bekommt so einen Mitleid mit den Menschen… Allerdings muss ich auch sagen, dass ich das Land und die Menschen dort lieben gelernt habe und ich definitiv wieder – diesmal mit vielen Geschenken – hin möchte. Ich durfte in meinem Urlaub ganz viele liebe Kubaner kennenlernen, die sehr freundlich waren ohne, dass sie von mir Geld verlangten. Ich finde auch, dass so eine Reise nach Kuba einem wirklich die Augen öffnen kann…