Dieser Artikel enthält Werbe-Links* und/oder werbende Inhalte. Mehr dazu liest Du hier!
Vor etwas mehr als zwei Wochen saß ich in einem indonesischen Taxi, auf dem Weg von Tanjung Balai nach Medan, im Norden Sumatras.
Indonesisches Taxi bedeutet im Klartext, dass ein Fahrer in einem Mini-Van 4-8 Leute verschifft. In unserem Fall waren es 5 Erwachsene und zwei kleinere Kinder.
Da unser Fahrer schon auf meine Antwort, dass ich leider kein Indonesisch spreche (Überraschung!) tief geseufzt hat und schnell klar wurde, dass er in etwa soviel Englisch spricht, wie ich Indonesisch, machte ich mir auf viel Unterhaltung also keine Hoffnung.
Mit meinem Sitznachbar ging es mir ähnlich, auch wenn er deutlich motivierter schien, seine 3 Brocken Englisch zusammenzukratzen um sich mit mir zu unterhalten.
Nach einer Weile stellte sich jedoch heraus, dass der Familienvater vor mir durchaus gutes Englisch vorweisen konnte und seine Frau sehr motiviert war, es ihm gleichzutun.
So entstand eine etwas holprige Unterhaltung des Standardverfahrens:
• Woher kommst Du? Wohin gehst Du?
Bist Du verheiratet? Warum nicht? •
Diese vier Fragen kannst Du eigentlich gleich jedem Indonesier, der sich mit Dir unterhält beantworten, denn sie werden unabwendbar auf Dich zukommen.
Nach dem gewohnten Procedere traute sich seine Ehefrau dann tiefer zu gehen. Auch wenn sie danach von ihrem Mann gerügt wurde (so etwas fragt man nicht!) wollte sie neugierig mein Alter erfahren und kämpfte die eine Frage in holprigem Englisch heraus, die sie am meisten zu interessieren schien:
• Hast Du schon einmal schlechte Erfahrungen auf Reisen gemacht? •
Diese Frage hing mir die nächsten Stunden nach.
Ja, natürlich. Mir fielen auf Anhieb einige ein. Aber sofort fielen mir die vielen Frauen ein, die mir immer wieder Nachrichten schickten, voll von der Sorge es könnte ihnen auf Reisen etwas geklaut werden, sie könnten überfallen oder von Männern belästigt werden.
Die sich teilweise deshalb nicht hinaus in die Welt trauen, oder niemals alleine reisen würden.
Und dann fragte ich mich kurz, wo der Unterschied besteht, wenn Du im Ausland „schlechte Erfahrungen“ machst oder Zuhause.
Es ist eine Illusion, dass Dir in Deinem sicheren Zuhause, Deiner gewohnten Umgebung und im Kreise Deiner Freunde nichts schlimmes passieren kann.
In meinem letzten halben Jahr in Deutschland wurden in der Parallelstraße meiner WG 3 Frauen überfallen.
Auf dem Weihnachtsmarkt wurde einer Freundin die Handtasche ausgeräumt und ein Bekannter geriet in eine üble Schlägerei.
Und nun, wenn auch weit hergeholt und etwas zusammenhanglos, fiel mir die Nachricht vom Skiunfall von Michael Schuhmacher ein.
Wie makaber ist das denn eigentlich.
Ein Formel 1 Weltmeister, der das Schicksal und sein Glück, öfter als er vermutlich selbst zählen konnte, bis an die Grenzen herausgefordert hat, verunglückt bei einem einfachen Skiunfall.
• Das alles sollte uns etwas sagen. Das sollte DIR etwas sagen. •
Wenn Du Dir zu viele Gedanken machst, was Dir alles schlimmes auf Reisen passieren kann, dann kann es Dir passieren, dass Dir Zuhause dein Leben davon läuft, ohne das Du es wirklich lebst.
Wir sind als Deutsche klassisch so vorprogrammiert, uns fürchterlich viele Sorgen zu machen. Um das Alter, um die Rente, um Unfälle und um das liebe Geld.
• Und vergessen dabei das Wichtigste: Zu L.E.B.E.N! •
Ja, Du wirst vielleicht die eine oder andere schlechte Erfahrung machen, wenn Du in die Welt hinausgehst und das Risiko eingehst. Aber Du wirst mindestens 10 mal so viele gute machen!
Schlechte Erfahrungen sind nichts, was mit dem Reisen zusammenhängt.
Sie hängen mit dem Leben zusammen.
Also schmeiß endlich Deine Sorgen und Ängste über Bord, oder pack sie wenigstens tief genug in irgendeine Ecke und fang an zu leben!!
Jetzt und heute!
Denn niemand kann Dir garantieren, wie lange Du noch Du noch fit genug, jung genug, gesund und ungebunden genug sein wirst.
Warte nicht darauf, dass Deine Ängste beruhigt und Deine Sorgen genommen werden. Keines von beidem wird je passieren. Wenn ich darauf gewartet hätte, würde ich heute immer noch jeden Tag an meinem Schreibtisch sitzen oder die x-te Schicht im Krankenhaus schieben.
Sei nicht dumm. Sei nicht zu träge. Sei nicht zu kopflastig. Tu’s einfach!
Lisa meint
genau das sag ich auch immer Allen! 😉
Carina Herrmann meint
Wunderbar! Weitermachen! 😉
Holger meint
Dem ist NICHTS hinzuzufügen!
Ausser….
Du hast so vollkommen Recht!
🙂
Carina Herrmann meint
😀
Ruth meint
Danke, dass es endlich mal jemand ausspricht:)
Diese unsinnigen Diskussion für ich jetzt schon seit einem Jahr mit meiner Familie, seit feststeht, dass ich im August für 11Monate auf Weltreise gehe!
Ich hätte es nicht treffender formulieren können und werde dich gleich bei der nächsten Diskussion zitieren;)
Carina Herrmann meint
😀 Toll, danke für dieses schöne Kompliment!
Und ich wünsch Dir eine ganz tolle Zeit und ganz, ganz wenige schlechte Erfahrungen 😉
(Ein paar kleine sind gut für die Charakterbildung 😉 )
Liebe Grüße,
Carina
Bibo meint
Wahre Worte….wahre Wort…. !!!
Wobei ja nicht genau zu definieren ist, was eine schlechte Erfahrung ist !!
Wir haben es im ersten Rucksackurlaub mit nem Kumpel erlebt…da war das nicht vorhanden sein von Getränken auf einer thailändischen Speisekarte schon ne schlechte Erfahrung.
Oder ist das „Abgezockt werden“ vom Tuk Tuk Fahrer eine schlechte Erfahrung oder nur eigenes Unvermögen, weil man sich im Vorfeld nicht genügend informiert hat ??
Ok, geklaut werden kann einem auf der ganzen Welt etwas -auch zu Hause. Von schlimmeren Sachen möchte ich hier jetzt mal nicht reden.
Oder liegt es auch an einem selber ???
Macht der Pessimist mehr schlechte Erfahrungen, wie der Optimist ??
Ich glaube nicht.
Jeder verarbeitet seine Erfahrungen auf andere Weise.
Ich glaube, wenn man selbstbewusst und mit ein bisschen Feeling durch die Welt geht, dann kann man vielen Situationen aus dem Weg gehen oder besser, man begegnet ihnen gar nicht.
Aber das Leben besteht nun mal aus Erfahrungen…ob gute oder schlechte…..sie bringen uns aber weiter !!!!
Also schaut euch die Welt an…… das Leben ist zu kurz, um auf der Couch zu vergammeln !!!
In diesem Sinne…
Gruß aus Berlin
Bibo
Carina Herrmann meint
Hi Bibo,
danke für Deinen Kommentar! Du sprichst mir aus der Seele!!
Viele Grüße aus Bali,
Carina
Angelika meint
….und weil dem so ist, habe ich den Ratschlag von Carina befolgt, habe alle nötigen Vorkehrungen, die man vor einer langen Reise macht, getroffen und fliege übermorgen nach Australien … ich gehe für 2Monate (zunächst) in eine nette Familie mit 3 kleinen Kindern als Granny Aupair! Ich bin erstaunt, wie viele Freunde und Bekannte, die von meinem Vorhaben gehört haben, mit dem Satz : na, Du traust Dich was!! reagiert haben. Ich bin einfach neugierig, reiselustig und freue mich darauf, Neues zu erfahren…. übrigens: ich werde meinen 66 Geburtstag dort feiern! Und der wird mir sicherlich in Erinnerung bleiben!
Also: worauf warten? Machen!
Carina Herrmann meint
Hi Angelika!
Ich finde es immer noch super was Du machst! Und ich bin so gespannt was Du berichtest!!
Halt mich auf dem laufenden! 🙂
Viele liebe Grüße,
Carina
S. meint
Hi, Angelika,
Tolle Sache! Ich wusste gar nicht, dass es grannys als au pair gibt.
Würde ich auch gerne machen, aber ich glaube, dazu bin ich zu feige.
Magst mir mal bissl berichten? Ich würde mich sehr freuen…
Übrigens, ich bin auch bald 66.
Liebe Grüße S.
Janas Reisefieber meint
Negative Erfahrungen kann man überall machen, ob auf Reisen oder zu Hause. Auch wenn man zu Zweit verreist, bleibt einem so manche schlechte Erfahrung nicht erspart. Sitzt man allerdings zu Hause, weil man sich aus Angst vor negativen Erlebnissen nicht traut, in die weite Welt hinauszuziehen, wird man die zahlreichen positiven Erfahrungen nicht machen, die das eigene Leben so sehr bereichern.
Carina Herrmann meint
Genau auf den Punkt gebracht, Jana! 🙂
Helen meint
Ich stimme dir absolut zu: Angst sollte einen nicht davon abhalten etwas zu tun! Es gefällt mir, wieviel Mühe du dir gibst deine Leser/innen zum Reisen zu motivieren und ihnen die Angst zu nehmen. Mich persönlich könnte das niemals vom Reisen abhalten, dafür gibt es viel zu viele schöne Erinnerungen!
Der große Unterschied zwischen Gefahren Zuhause und unterwegs ist denke ich einfach, dass du in einer wirklich schwierigen Situation immer deine Freunde und Familie da hast und dich bei ihnen ausheulen kannst und Mutti dir noch ggf 50€ zusteckt um das Loch im Portemonnaie zu füllen. Geht per Skype und Überweisung zwar auch, aber da fehlt dann doch ein wenig Nähe… Ich denke dessen muss man sich einfach bewusst sein vor einer großen Solo-Reise und sich sicher sein, dass man diese Probleme auch alleine bewältigen kann.
Trotzdem sollte man niemals vergessen vorsichtig und wachsam zu sein, gerade wenn man aus Deutschland kommt, welches immernoch zu den 15 sichersten Ländern der Welt zählt.
Aber mit guter Vorbereitung und umsichtigen Verhalten muss man sich bei keiner Reise sorgen machen und wenn dann mal was passiert, ist das halt Pech.
Ein wirklich schöner motivierender Post!
LG Helen
Carina Herrmann meint
Hallo Helen,
danke für Deinen tollen Kommentar!
Ja, der Punkt ist wirklich unumstößlich: In der Fremde muss man alleine mit solchen Momenten klarkommen.
Und man muss ja auch nicht sofort ins anstrengendste Land reisen, sondern kann sich ja eines der anderen 15 Länder aussuchen 😉
Hab ich anfangs auch gemacht. Bin halt auch ein Schisser… 😉
Liebe Grüße,
Carina
Charles Rahm meint
Guter Artikel!
Ich liebe diese Gespräche auf Reisen. Auch bei mir als 40jährigem Mann gab es in Indonesien ungläubige Blicke, wenn ich sagte, dass ich noch nicht verheiratet bin. Doch dann, die Erleichterung: Wenigstens hat er schon eine Freundin. When will you marry her?
Carina Herrmann meint
😀
Synke meint
Schöner Artikel und gut auf den Punkt gebracht. Ich reise schon seit über 20 Jahren und bisher lief alles gut. Klar passiert schonmal was, aber aus Krisen wie einer geklauten Handtasche ging ich im Nachhinein gestärkt heraus.
Wichtig ist nicht blauäugig zu sein und sich den Gegebenheiten im Land anzupassen.
Ich reise im Moment für 2 Monate durch Südostasien und empfinde es gerade als richtige Befreiung. Das starke Bedürfnis nach Sicherheit in Deutschland erdrückt mich manchmal ein bißchen.
Carina Herrmann meint
Hi Synke,
ja, da kann ich Dir auch absolut zustimmen! Auch wenn ich es gerade vermisse, Deutschland kann einen in seiner verbissenen überkorrekten Art auch in den Wahnsinn treiben!
Viele liebe Grüße,
Carina
Gabi meint
„Schlechte Erfahrungen sind nichts, was mit dem Reisen zusammenhängt. Sie hängen mit dem Leben zusammen.“
„Ja, du wirst schlechte Erfahrungen auf Reisen machen. Aber du wirst mindestens ebenso 10 gute machen!“ wunderbar, Danke dafür!!!
Carina Herrmann meint
Gerne, Gabi! 🙂
andreas meint
Super Artikel. Den schicke ich jetzt meiner Tochter als Motivation und Ansporn. Sie ist gerade allein in Vietnam unterwegs.
Carina Herrmann meint
Hi Andreas,
danke, freut mich riesig!
Und sag Deiner Tochter liebe Grüße von mir 🙂
Carina
Ulrike Knetsch meint
Hi Carina, zähle schon zu Oldies ( 61 ). doch Thailand zählt zu meinen großen Reiseträumen.
Kann ich es als Oldie alleine wohl wagen?
Carina Herrmann meint
Hi Ulrike,
definitiv 🙂
Alter spielt dort absolut keine Rolle!
Liebe Grüße,
Carina
Jacqueline meint
Hallo Carina!
Ich bin durch Zufall auf deinen Blog gestoßen, nachdem ich schon seit einem Jahr überlege alleine zu verreisen. Nachdem ich gehört habe, dass dies die beste Methode sein soll ein gebrochenes Herz zu heilen 😉
Ich bin auch ein extremer Angsthase und noch nie so richtig alleine gewesen und mir dann überlegt einfach zu warten bis sich eine Freundin erbarmt mit mir zu verreisen oder bis ich eben wieder einen Partner habe.
Nachdem ich vor 3 Monaten einen schweren Autounfall überlebt habe, hab ich beschlossen mein Leben nicht mehr mit Warten zu verbringen und dieser Beitrag, hat mir endlich den entscheidenden Anstoß gegeben, es wirklich zu tun.
Danke dafür 🙂 Liebe Grüße aus Wien