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Immer wieder bekomme ich Nachrichten von Frauen, die einen Ausstieg auf Zeit machen möchten und dabei eine Langzeitreise planen.
Sie schreiben mir zwischen den Zeilen, dass sie gerne auch freiwillig arbeiten oder sich sozial engagieren möchten.
Am liebsten mit Kindern.
Dass alleine finde ich generell ja keine schlechte Sache.
Allerdings bringt mich der folgende Satz jedes Mal zur Weißglut:
„Nur für ein Wochenende. Oder ein bis zwei Wochen. Leider bieten die ganzen Projekte die ich finde, immer nur Verpflichtungen für ein halbes Jahr an.“
Danach platze ich erstmal. Jedes einzelne Mal.
Ich rufe mich schließlich immer wieder selbst zur Vernunft, denn mein erster Instinkt ist jedes Mal eine recht unfreundliche Antwort – aber ich weiß, dass es in den meisten Fällen nicht von Egoismus zeugt, sondern von Unwissenheit und dass da ein absoluter Irrglaube herrscht, Du würdest damit etwas Gutes tun.
Ich kann nicht abstellen, dass mich dass wütend macht. Dazu habe ich zu lange mit Kindern gearbeitet um solche Nachrichten einfach abzuhaken und nicht mehr emotional zu werden.
Aber ich kann anfangen, endlich mal Klartext zu reden und anschließend jedes Mal auf diesen Artikel verweisen.
Denn Aufklärung ist immer besser, als meinen Ärger runterzuschlucken, Dich im Glauben zu lassen, Du würdest Dich sozial engagieren und letztendlich noch mehr Schaden anrichten lassen.
Denn genau das tust Du, wenn Du Dich für solch kurze Zeit mit Kindern „sozial engagierst“.
Der Grund, warum die Stellen mindestens ein halbes Jahr fordern…
Punkt Nummer 1:
Viele haben von Psychologie keine Ahnung und dafür kann auch niemand etwas.
Deshalb versuche ich Dir mal zu erklären, was mit diesen Kindern passiert, wenn Du für ein Wochenende oder zwei Wochen in ihr Leben huschst, im schlimmsten Fall noch eine Beziehung aufbaust und dann wieder verschwindest:
Gerade Kinder in Waisenhäusern haben als einzige Bezugspersonen ihre Betreuer. In vielen Waisenhäusern, vor allem in Entwicklungsländern, werden dazu Volontäre eingesetzt.
Und mit jedem Volontär, der für eine kurze Zeit dort ist, wird das Kind an einen neuen Menschen gewöhnt und kurz darauf wieder verlassen.
Wenn Du selbst schon mal von einem lieb gewonnenen Menschen Abschied nehmen musstest, dann weißt Du, wie sich das anfühlt.
Und kannst Dir vielleicht nun in etwa ausmalen, was dass für die Entwicklung und die Psyche eines Kinders bedeutet, wenn es andauernd Menschen verliert.
Worst Case Szenario: Sie sind 18 Jahre lang in einem Waisenhaus… das macht 936 Wochenenden… das macht 936 Abschiede von Menschen die „helfen“ wollen.
Das ist überspitzt, aber vielleicht kommt so die Nachricht durch.
Nicht nur, dass sie dadurch geschädigt sind, dass sie aus den verschiedensten Gründen ihre Eltern oder ihre Familie verloren haben. Sie sind auch noch gezwungen, dass immer wieder durchmachen zu müssen.
Nun verstehst Du vielleicht, warum so viele (anständige und legitime) Freiwilligenprojekte mit Kindern, eine Mindestteilnahmezeit von sechs Monaten fordern…
Ganz abgesehen davon, dass sie es in zwei Tagen kaum schaffen würden, dir die Umgebung zu zeigen, ganz zu schweigen davon Dich anständig anzulernen – wie sollst Du so also eine ernstzunehmende Hilfe sein?!
Punkt Nummer 2:
In vielen Ländern hat sich die Meinung verbreitet, Waisenhäuser seien eine sehr schöne und einfache Art an Geld zu kommen.
Denn spätestens seitdem Angelina Jolie weltweit Waisenhäuser besucht und Kinder adoptiert hat, reisen Scharen von Touristen in Entwicklungsländer (vorzugsweise in Südostasien) und besuchen dort die Waisenhäuser.
Um zu sehen, wie groß das Elend wirklich ist, eine Geldspende für die Kinder zu hinterlassen und wieder abzureisen.
Grundsätzlich ist das kein verwerflicher Gedanke.
Denn dahinter steckt die Hoffnung, dass das Geld den Kindern bessere Verpflegung, Unterkunft und Betreuung zusichert und ist vorbildlich.
Fakt ist aber leider, dass viele Waisenhäuser mittlerweile reine Fassaden sind.
Geldgierige, schlaue Unternehmer haben Waisenhäuser exakt für diesen Zweck erbauen lassen, Kinder regelrecht eingekauft und nutzen das Geld für alles, nur ganz sicher nicht für die vermeintlichen Waisen.
Eltern verkaufen ihre Kinder an diese Waisenhäuser. Ob aus Geldgier oder Verzweiflung, weil sie ihre Familie nicht ernähren können… wer weiß das schon.
Aber Tatsache ist, dass südostasiatische Waisenhäuser zum Großteil mittlerweile ein großer Betrug sind und gefüllt mit Kindern, die irgendwo noch Eltern haben.
Wenn wir als Touristen und reiche Westler also nicht aufhören, diese Waisenhäuser zu besuchen, vermeintlich zu helfen oder ihnen Geld zu geben, dann fördern wir genau diese Machenschaften.
Dieses Thema ist für mich ein sehr wunder Punkt und wenn Du nicht darauf gefasst sein solltest, von mir mit Argumenten, Leidenschaft und ja, auch ein bisschen Aggressivität bombardiert zu werden, solltest Du diese Diskussion auch besser nie persönlich mit mir führen.
Aber es ist mir auch unglaublich wichtig und ich lasse keine falschen Ausreden oder wohltätigen Bedürfnisse die Du vielleicht hast dabei gelten.
Du möchtest wirklich etwas Gutes tun? Du möchtest wirklich helfen??
Dann schenk Dir Dein Wochenende oder Deine zwei Wochen und sei ehrlich zu Dir: Alles was Du in dieser Zeit erreichst, ist Dich selbst gut zu fühlen, weil Du den armen Kindern Deine Zeit schenkst.
Du hilfst ihnen damit nicht. Egal wie sehr Du Dir das einredest.
Schenk Dir Deine Zeit, spende Geld!
Spende Geld an Institutionen, die langfristig etwas verändern. An Menschen wie Dr. Beat Richner, der damit Kinderleben rettet.
Mit schon so wenig Geld wie 15€ monatlich finanzierst Du eine komplette Behandlung eines kambodschanischen Kindes, das sonst sterben würde, mangels bezahlbarer Behandlungen für Kinder.
Keine Dramatik, pure Tatsache.
Wenn Du in Kambodscha bist, besuch eines seiner kostenlosen Konzerte in einer seiner Klinken und überzeug Dich selbst von seinem Bemühen, in Kambodscha etwas zu verändern.
Spende Geld, an Institutionen wie Pencils of Promise, die Kindern eine bessere Zukunft schenken, in dem sie Schulen bauen und Kindern das wertvollste schenken, was es heutzutage gibt: Bildung.
Beide Institutionen habe ich besucht, durchleuchtet und für gut befunden und engagiere mich selbst und mein Geld.
Warum? Weil Zeit zu schenken eine rein egoistische „gute Tat“ ist.
Es sei denn Du meinst es wirklich ernst und investierst ein halbes Jahr oder mehr.
Frank Seidel meint
Liebe Carina,
Ich stimme mit wichtigen Punkten deines Artikels überein, finde aber auch, dass du das Kind mit dem Bade ausschüttest.
Ich beschäftige mich bereits seit fast 25 Jahren mit dem Thema Freiwilligenarbeit im Ausland und habe unter anderem ein Portal für sinnvolle Freiwilligenarbeit gegründet.
Ich stimme völlig mit dir überein, dass eine Projekt-Dauer von ein paar Tage oder 2 Wochen zu kurz ist. Auf unserem Portal empfehlen wir mind. 4 Wochen für Projekte mit Kindern. Viel wichtiger ist aber in der Tat, um Waisenhaus-Projekte einen Bogen zu machen, aus genau den Gründen, die du genannt hast. Deswegen lassen wir auch keine Waisenhaus-Projekte auf unserem Portal zu, siehe http://www.wegweiser-freiwilligenarbeit.com/freiwilligenarbeit-mit-waisen/keine-waisenhaus-projekte/
„Freiwilligenarbeit mit Kindern“ heißt aber noch lange nicht, dass man zwangsläufig in einem Waisenhaus arbeiten muss. Es gibt viele, sehr sinnvolle Alternativen, in denen die Kinder langfristige Bezugspersonen haben und es nicht die Bindungsprobleme gibt, von denen du sprichst. Dazu gehören zum Beispiel Kindergärten und -Horte, Stadtteil-Zentren für Kinder arbeitender, allein-stehender Mütter, Sport-Projekte, Schul-Projekte, uvm.
Wenn du immer auf diesen Artikel verweisen willst, fände ich es wichtig, dass du auch von den sinnvollen Alternativen sprichst. Denn Freiwilligenarbeit an sich ist eine sehr gute Sache, auch deswegen weil Sie eine wichtige Rolle in der entwicklungspolitischen Bildung spielen kann, so dass ein Engagement auch langfristig und über eine Geldspende hinaus stattfinden kann. „Erzähle es mir – und ich werde es vergessen. Zeige es mir – und ich werde mich erinnern. Lass es mich tun – und ich werde es verstehen.“ sagte schon Konfuzius.
Und auch deswegen, weil es einen echten Bedarf an Freiwilligen gibt. Die Waisenhäuser, die aus Gewinnstreben aufgemacht werden, sind zum Glück die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Den meisten Projekten, in denen Freiwillige aus Europa aktiv werden, liegt das Wohlsein der Bevölkerung am Herzen und eine Studie zeigt, dass 94,2% der Non-Profit-Organisationen meinen, dass es sich lohnt, westliche Freiwillige aufzunehmen. http://www.wegweiser-freiwilligenarbeit.com/freiwilligenarbeit-kritik/trotz-kritik-ngos-wollen-freiwillige/
Wenn du deinen Artikel dahingehend erweitern könntest, wäre das eine runde Sache.
Carina Herrmann meint
Hallo Frank,
ich mache das auch gerne noch einmal hier deutlich, da es scheinbar im Anfang des Artikels nicht klar wurde: Ich spreche hier nicht über Freiwilligenarbeit. Ich spreche über Frauen, die mich anschreiben und fragen, warum man denn in Waisenhäusern nicht nur ein Wochenende helfen kann. Es geht um Waisenhäuser und oder Wochenendbesuche in einem Projekt. Beides ist absolut nicht hilfreich und da hast Du mir ja zugestimmt. Zudem habe ich mehrfach den Bezug auf Entwicklungsländer klargemacht.
Dort gibt es selten Stadtteil-Zentren für Kinder arbeitender, allein-stehender Mütter, Sport-Projekte, Schul-Projekte… denn das sind Luxuseinrichtungen unserer westlichen Welt.
Es geht mir nicht um Freiweilligenarbeit im Allgemeinen. Komplett anderes Thema, komplett andere Meinung meinerseits dazu.
Und wie ich im Artikel schon durchblicken ließ, ist manches überspitzt. Aber aus dem Grund, weil ich das Gefühl habe, erst dann kommt es tatsächlich an. Denn mit „nett und freundlich“-verpackt, bleiben zu viele Illusionen bestehen.
Alternativen habe ich übrigens im Ende das Artikels aufgezeigt: Sich über Institutionen informieren und Geld spenden. Denn gerade was Kinder angeht, ist Geld häufig eine tiefergehende Ressource als Zeit. Zumindest in den Fällen, die ich im Artikel beschrieben habe. Das möchte ich keinesfalls verallgemeinern.
Deine Anmerkungen sind also hilfreich, treffen aber nicht ganz das Thema, dass ich hier eigentlich anschneiden möchte.
Ich hoffe, ich konnte das nun deutlicher machen!
Viele Grüße,
Carina
Frank Seidel meint
Liebe Carina,
Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie nervig es ist, Anfragen von Personen bekommen, die absolut mit Waisen arbeiten wollen. Auch ich habe jahrelang solche Anfragen bearbeitet.
Aber jetzt ist dein Artikel ja nicht mit Freiwilligenarbeit im Waisenhaus betitelt, sondern mit Freiwilligenarbeit mit Kindern. Und es ist nicht richtig, wenn du sagt, dass es solche Projekte, wie die, die ich aufgezählt habe, in Entwicklungsländern nicht gibt. Auf unserem Portal gibt es z. B. derzeit 125 Soziale Projekte (meist mit Kindern), 87 Projekte in Unterricht & Bildung, 11 Sport-Projekte in mehr als 50 Entwicklungs- und Schwellenländern.
Und all diese Projekte akzeptieren Freiwillige aus freien Stücken, weil sie mit Hilfe dieser Freiwilligen ihre Arbeit besser machen können. Für diese Projekte ist es kontraproduktiv, wenn du am Ende in der Quintessenz sagst „Macht keine FA, spendet lieber.“ Denn leider, leider macht das dann am Ende doch kaum jemand (hier ist ein sehr gut beobachteter Artikel, der erklärt warum http://www.rovingbandit.com/2014/02/why-voluntourism-might-even-just-do.html) und die Projekte stehen mit leeren Händen da.
Ich finde deine Kritik und deinen Aufschrei gut, aber in den Schlussfolgerungen geht er mir zu weit.
Carina Herrmann meint
Guter Einwand – aber hätte ich den Artikeltitel noch länger gemacht, hätte den Artikel keiner mehr gelesen… und genau darum geht es: Den Artikel komplett zu lesen. Er sagt auch nicht: Mach es nicht! Sondern: Lies meine Gründe.
Und ich bezweifle, dass jemand, den das Thema interessiert, nur den Titel liest – Deine Sorge sollte also unbegründet sein.
Das hier ist meine Meinung und bezieht sich auf die im Artikel beschriebenen Fälle und wie ich in der vorherigen Antwort schon noch deutlicher gemacht habe: Nicht allgemein auf Freiwilligenarbeit.
Und ja, ich stehe dazu: Statt nur zwei Wochen zu helfen ODER mit Waisenkindern zu arbeiten – definitiv spenden!
Tiefer gehe ich jetzt in die Diskussion nicht ein, denn klarer kann ich nicht mehr werden.
Carina
Nadine meint
Sehr schöner Artikel, auch ich habe hier in Deutschland lange Zeit mit Kindern gearbietet und schon beim Satz „Nur ein Wochenende“ habe ich die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen und an die armen Kinder gedacht, die sich immer wieder auf Menschen einlassen und von ihnen verlassen werden. Das zerstört ihre Fähigkeit sich überhaupt zu binden und ich verstehe auhc nciht, wie Menschen überhaupt auf so eine Idee kommen. LG Nadine
Carina Herrmann meint
Hi Nadine,
ich werfe das niemandem vor.
Vor allem bei jüngeren Menschen ist da einfach viel Naivität im Spiel und braucht einfach Aufklärung.
Wer danach allerdings noch hartnäckig an dieser Idee festhält, ist in meinen Augen dann einfach nur egoistisch…
So absurd und wiedersprüchlich es klingt.
Viele Grüße,
Carina
Daniela meint
Liebe Carina,
wie WERTvoll deine klaren Worte sind. JA – und ich schließe mich an. Auch ich höre ähnliches oft und eventuell sogar noch den Nachsatz „ich möchte Kindern helfen“ – und dabei wollen viele einfach SICH helfen, SICH therapieren, SICH Liebe zukommen lassen, die sie in ihrem Leben vermissen.
Ich begrüße es, wenn Institutionen sich dagegen verwehren, strikt und klar sind.
Wenn wir helfen wollen, spenden wir. Zumeist finanziert das auch Arbeitsplätze, für Menschen von vor Ort, vertraut mit Sprache, Kultur und Tradition der Kinder.
Wer braucht schon wohlstandsverwöhnte und oftmals sinnleere Europäer, die dort helfen wollen. Das könnten wir im eigenen Umfeld auch leben .. Und es braucht es auch nicht den Kindern „Menschen aus einer reicheren Welt vor die Nase“ zu halten – die dann wieder verschwinden.
DANKE für deine Worte – wahrlich wichtig.
Mit einem Herzensgruß aus den (leider nicht) verschneiten Bergen Tirols
Daniela
Carina Herrmann meint
Sehr wahre Worte, Daniela!
da hast Du vor allem mit den Arbeitsplätzen ein wahres Wort gesagt.
Ich war mir dessen auch nicht bewusst und habe mich vor drei Jahren selbst bei Dr. Beat Richner um ein mehrmonatiges Praktikum in einem seiner Kinderkliniken beworben.
Ich dachte, ich spende mit meiner qualifizierten Arbeitskraft (als examinierte, erfahrene Krankenschwester) einen guten Beitrag, dachte aber auch selbst nicht daran, dass ich damit einem Einheimischen den Job streitig machen würde.
Ich bin sehr dankbar dafür, dass er mich netterweise aufgeklärt und mir die Augen dafür geöffnet hat.
Du triffst mit vielen Punkten da einen Nerv, den die meisten nicht hören wollen.
Sehr schön und danke dafür!
Viele Grüße aus dem sonnigen Chiang Mai,
Carina
Lisa meint
Liebe Carina,
du hast Recht gehabt, der Artikel gefällt mir tatsächlich sehr!
Wobei ich zugeben muss, dass ich mir zu diesem Thema bisher nur wenige Gedanken gemacht habe. Dass es tatsächlich schlecht sein kann für die Kinder, wenn man mit ihnen (nur kurz) Zeit verbringt ist allerdings durchaus einleuchtend.
Als ich fast fertig war mit lesen (vorletzter Satz) hatte ich allerdings meine Kritik schon auf den Lippen (bzw. Fingerspitzen): Zeit schenken als rein egoistische Tat? Heftiger Widerspruch. Zeit ist doch so viel wertvoller als einfach nur eine Geldspende schicken. Zweiteres ist auch viel einfacher mal eben gemacht. Zumindest, wenn man sich doch mehr Zeit nimmt als zwei Wochen…
Zum Glück las ich dann noch deinen letzten Satz gelesen und erleichtert aufgeatmet, dass ich die Diskussion nicht mit dir führen muss;) Ich bin bei Diskussionen nämlich auch nicht immer einfach und wenn es dir da genauso geht… 😉
Viele Grüße=)
Carina Herrmann meint
Liebe Lisa,
im Grunde gebe ich Dir da Recht: Zeit ist wertvoller als Geld. Wenn wir sie unserer Familie und unseren Freunden schenken.
Aber wenn Du gegen das Elend der Welt etwas tun möchtest, dann sitzt meiner Meinung nach, Geld einfach am längeren Hebel, sofern es am richtigen Punkt ankommt. Geld schafft Bildungsmöglichkeiten, Ressourcen und verbessert oder hebt den Standard an.
So traurig ich es selbst finde, „Zeit“ ist da leider nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Viele Grüße,
Carina
Manuela meint
Danke für diesen wertvollen Beitrag! Dies sind mit Gründe dafür, dass ich mich gegen Freiwilligenarbeit mit Kindern entschieden habe. (Mal davon abgesehen, dass ich gar nicht so gut mit Kindern kann 😉 ) Ich werde mich auf meiner Reise wahrscheinlich zwar auch freiwillig engagieren, aber da ich diese Zeit auf ca. einen Monat begrenzen möchte, mache ich lieber etwas im Bereich Umwelt. Da ist die Problematik meiner Meinung nach nicht dieselbe.
Aber es stellt sich halt nach wie vor die Frage, wie sinnvoll Freiwilligenarbeit überhaupt ist. Ich denke, es gibt sehr viele unterschiedliche Projekte und immer auch einige schwarze Schafe darunter. Und viele profitieren davon, dass ein paar reiche Westler etwas gegen ihr schlechtes Gewissen tun und für ein paar Tage „Retter der Welt“ spielen wollen. Ich hoffe sehr, nach meinen eigenen Erfahrungen eine positive Antwort auf die Frage nach dem Sinn gefunden zu haben!
Liebe Grüsse
Carina Herrmann meint
Hi Manuela,
ich bin sicher, sehr viele Freiwilligenprojekte sind sehr, sehr sinnvoll. Auch wenn ich Dir Recht gebe, die schwarzen Schafe auszusortieren ist da meist das schwierigste dabei.
Deshalb bin ich ein großer Verfechter davon, sich vor Ort etwas zu suchen, anstatt über Organisationen oder online zu suchen.
Wenn Du Dich dort umhörst, erfährst Du gleich von den Einheimischen viel mehr. und kannst Dir auch etwas erst einmal anschauen, bevor du dich involvierst.
Aber das ist meine persönliche Einstellung und ich lasse mich auch sehr gern von anderen persönlich überzeugen, die schon in diesem oder jenen Projekt eingebunden waren oder sind.
Liebe Grüße,
Carina
Eva meint
Liebe Manuela,
alles Gute für die Suche! Bei Umweltprojekten ist zwar die Chance jemanden direkt zu schaden geringer, allerdings gibt es auch da recht blödsinnige Projekte die nur zum Geldmachen geschaffen werden.
Es macht auf jeden Fall Sinn selbst aktiv zu werden und sich unterwegs etwas zu suchen – außer du kennst schon eine Organisation die du gut findest. Genau hinschauen ist wichtig und sich nicht von den Heilversprechen auf diversen Websites täuschen zu lassen. Schau mal auf http://deepertravel.de/planung/ vorbei – wir haben ein paar Tipps zusammengestellt, wie man selbst ein Projekt finden kann.
lg, Eva
Jana meint
Jawoll! Endlich mal auf den Punkt gebracht. Ich habe Toursim & Planning studiert, und da wurde das Thema Voluntourism, gerade im Zusammenhang mit Kindern, SEHR kritisch betrachtet. In diesem Zusammenhang gibt es von Al Jazeera einige sehr gute Dokus. Z.B. diese hier:
https://www.youtube.com/watch?v=hqeHxfnR9OY
Carina Herrmann meint
Vielen Dank Jana für den tollen Video-Tipp!
Habe ich mir gleich angeschaut und interessant ist doch gleich, dass es in der Mehrzahl der Gründe, warum sie Volunteering lieben, um sie selbst geht… wie sie sich dadurch fühlen…
Hm.
Viele Grüße,
Carina
Jessie meint
Liebes,
ein toller Text zu einem Thema was mich auch häufig beschäftigt bzw oft begegnet.
Ich möchte mit meinem Blog zukünftig auch viel in diese Richtung machen – also auf solche Sachen aufmerksam machen – und finde es super, dass du hier so offene Worte findest!
Fühl dich umarmt,
Jessie
Carina Herrmann meint
Danke Jessie <3
Mach das! Meine Unterstützung hast Du dabei!
Liebe Grüße,
Carina
Sa meint
Danke! Schön, dass du das Thema ansprichst.
Eine andere Sache, die ich daran problematisch finde ist ja auch der Gedanke, dass mal als Europäer/westlicher Mensch ohne jegliche Ausbildung oder Vorbildung und ohne tiefere Kenntnisse der jeweiligen Kultur auf jeden Fall *den armen afrikanischen Kindern* helfen kann. Da steckt so ein Überlegenheitsgefühl drin. Es hat schon seinen Grund, dass Lehrer*in oder Erzieher*in ein Ausbildungsberuf ist.
Carina Herrmann meint
Wahre Worte. Sehr wahre Worte.
Danke!
Anne meint
Liebe Carina,
Toller Artikel und für mich besonders deshalb interessant, weil ich gerade in meiner Arbeit als Freiwillige stecke. Bei mir handelt es sich zwar um einen längeren Zeitraum, allerdings wurde ich gerade genau mit dieser Problematik konfrontiert.
Ich habe in Ghana bereits 2 Monate in einem Waisenhaus gearbeitet als für mich der Punkt kam abzubrechen. Als Kleinkindpädagogin sind mir im Laufe der Zeit so viele Dinge aufgefallen, die ich einfach nicht mehr unterstützen kann. Die Kinder waren in meinem Fall alle zwischen 0 und 2 Jahren und hatten wenn du mich fragst durch die Reihe durch Verhaltensstörungen. Genau aus dem Grund. Volontäre. Wechseln im Monatstakt. Bei meiner Organisation kann man nämlich sogar Kurzprogramme für 4 Wochen buchen. Leider.
Ich finde, dass in so einem Projekt Volontäre nichts zu suchen haben. Angestellte waren eh genug vorhanden.
Vor Ort habe ich dann eine Schule kennengelernt, wo keine Lehrer waren. Lange Geschichte – kurzer Sinn. Ich arbeite nun als Lehrerin für die restlichen Monate und kann das mit meinem pädagogischen Verständnis besser unterstützen.
Im Nachhinein würde ich auch nie mehr über eine Organisation buchen. Allerdings war es meine erste große Reise allein und ja es war Unwissenheit. Jetzt weiß ich, dass man im Land vor Ort die besten Projekte findet wie man helfen kann.
Aus Fehlern lernt man =)
Carina Herrmann meint
Liebe Anne,
vielen Dank für Deinen Einblick!!
Das ist weit mehr wert als mein Artikel.
Danke!
Carina
palina meint
Hallo Carina,
sehr guter Artikel. Es freut mich insbesondere, wenn Backpacker auch mal sehr ernste Themen aufgreifen. Was man nicht von allen behaupten kann. Es gibt eben nicht nur tolle Strände und Hängematten. Was uns so manche deiner „Kollegen und Kolleginnen“ vermitteln wollen. Ich weiss das, weil ich selbst sehr viel reise. Auch wenn ich schon kurz vor der Rente bin. Dir weiterhin alles Gute.
Lena meint
Hey Carina,
sehr guter Artikel. Ich hoffe sehr, dass ihn viele vermeintliche „Helfer“ lesen werden.
Ich selbst habe 3 Jahre als Heimerzieherin mit traumatisierten und kriminellen Kindern/ Jugendlichen gearbeitet und ich muss Dir völlig Recht geben.
Allerdings glaube ich auch nicht, dass man in anderen caritativen Einrichtungen „über ein Wochenende“ wirklich etwas Gutes hinterlassen kann. Es macht ja mehr Arbeit den „Helfern“ die Gegebenheiten zu zeigen (und dann wollen sie ja sicher noch soooo viel über das Leid und Elend der Kinder erzählen), als die Aufgaben einfach mit der Stammcrew zu erledigen.
Wenn ich schon lese „übers Wochenende“ oder „höchstens ein-bis zwei Wochen“ fällt mir dazu nur ein, dass es vielleicht ein neues Wort dafür geben müsste.
Wie wäre es mit „Sozial-Tourismus“?
Ich bin wirklich fassungslos, was in den Köpfen mancher Leute vorgeht.
Myriam meint
Hallo Carina,
ich finde deinen Artikel sehr gut geschrieben und mir gefällt es, dass du darin eine klare Position beziehst. Als ich letztens im Internet nach Jobangeboten und Stipendien geschaut hatte, fiel mir dabei auf, dass sehr viele Arbeitgeber und Stipendienanbieter als Grundvoraussetzung fast immer schreiben: „Soziales Engagement wird vorausgesetzt“. Klar und dann könnte ich mir gut vorstellen, denken sich einige, dass sie vielleicht in den Semesterferien einen Monat Zeit haben bzw. auf ihrer Langzeitreise und da „ja mal schnell in einem sozialen Projekt mitarbeiten können“. Auch das sind völlig eigennützige Gedanken und es geht ihnen nicht in erster Linie darum, zu helfen. Wie es den Kindern dabei ergeht, lassen sie außer Acht. Ich glaube auch, dass es in einigen Fällen einfach besser ist, wenn man Geld an eine Organisation spendet, die man kennt, entweder weil sie regional am eigenen Wohnsitz tätig ist oder weil man sie auf einer Reise selbst besucht hat. Denn und da hast du ein weiteres Beispiel mit den Waisenheimen geliefert, gibt es auch Organisationen, die nur scheinbar helfen, letztendlich kommt aber sehr wenig bei den Menschen an. Man muss auch wissen, dass es Organisationen gibt, die aus dem Leid und der Spendenbereitschaft der unwissenden Menschen einfach nur ein Geschäft machen.
LG Myriam
Andrea meint
Wir haben vor Jahren unsere Tochter aus einem Kinderheim (nicht Waisenhaus!) in Kasachstan adoptiert. Wenn im Heim fremde Menschen auftauchen, denken die Kinder, es könnte ihre Mutter / ihr Vater sein, die/der sie nun abholt. Guter Gastbeitrag bei Doris! Jemand möchte an ausländische Heime Sachen spenden? Ein paar Anregungen aus meiner Erfahrung: Zahnbürsten, Windeln, Kleidung, gut waschbare (um Verbreitung von Krankheiten zu vermeiden) Knuddeltiere , Schnuller, anständige Schuhe!, Schulranzen, Malstifte, Papier, Kinderbücher (in Landessprache), eine Kiste mit Obst,…. Dort wird u.U. mit einfachsten Mitteln gewirtschaftet: Kochtöpfe, Küchenutensilien, Gemüse einkaufen. Es fehlt häufig an Medikamenten! Die Kinder haben später z.B. nie Fotos von sich als Baby! Moderne Elektrogeräte spenden oder etwas mit Solar, um ihnen langfristig Kosten zu sparen. In Deutschland gut erhaltene Kleidung (auch Ranzen, Rucksäcke) sammeln und an eine Kontaktperson vor Ort schicken, die es dem Heim übergibt. Oder selbst als Übergepäck mitnehmen.
Eva meint
Liebe Carina!
Toll, dass du dieses Thema ansprichst – ich stimme dir in vielen Punkten zu!
Die Rechte der Kinder werden von vielen kommerziellen Voluntourismus-Anbietern missachtet. Es ist wichtig, darauf hinzuweisen und die Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren. Der Marktgedanke a lá ‚kurz mal helfen zum Sonderangebot‘ ist leider vorherrschend und verstellt den Blick auf die vielen tollen Bildungs- und Austauschprojekte die es sonst gibt.
Auf unseren Blog: http://deepertravel.de/ wollen wir junge Menschen ansprechen, die vor der Entscheidung stehen, Freiwilligenarbeit im Ausland zu leisten und ihnen Hilfestellung geben, wie sie selbst ein Projekt finden können und wie sie überall aktiv werden können – auch in ihrem Heimatland. Es geht doch darum, nachhaltige Veränderungen anzustreben und darum, bei sich selbst anzufangen!
lg,
Eva
booklover meint
Hallo!
Toller Artikel! Ich arbeite selbst als Erzieherin in einer Wohngemeinschaft (früher heim) allerdings in Deutschland und sehe wie du die freiwilligen arbeit in Entwicklungsländern sehr kritisch. Hab mich auch schon politisch mit diesem Thema beschäftigt und je länger ich mich damit beschäftige umso weniger halte ich davon. Aber viele meiner FreundInnen fühlen sich dann immer angegriffen wenn ich gegen die Sinnhaftigkeit für die betreffenden Kinder argumentiere. Daher Danke für den tollen Artikel!
Carina Herrmann meint
Ich habe deswegen auch schon viele Diskussionen führen müssen und bin oft über die Ignoranz bei dem Thema wirklich erstaunt. Aber das zeigt dann auch am besten, dass es bei den meisten eben einfch „egoistische“ Gründe hat und es darum geht sich selbst gut zu fühlen – und nicht um die Kinder.
Feli meint
Ups, falscher Knopf… 😉 Weiter geht’s: Ich fürchte, dass das Geld bei Sozialprojekten (leider) immer eine Rolle spielen wird und man nicht zuletzt aus diesem Grund wirklich, wirklich intensiv recherchieren muss, um ein geeignetes Projekt zu finden. Und wer mit Kindern arbeiten möchte, sollte sich die große Verantwortung bewusst machen und sich ausreichend Zeit nehmen, damit er den Kindern tatsächlich hilft, da hast du wahrlich Recht!
Liebe Grüße!
Feli meint
Hallo Carina, danke für diesen so ehrlichen Artikel. Ich denke, dass sich viele Menschen wirklich nicht der Trauer und der unnötigen Aufruhr bewusst sind, die sie ungewollt Abbrüchen. Viele wollen in ihrer Freizeit etwas Gutes tun und helfen, sich engagieren und für andere da sein – insbesondere für diejenigen, die sich nicht allein helfen können. Und so liegt es neunmal für sie nahe, Freiwilligenarbeit mit Kindern auszuüben, obwohl sie sich der (negativen) Tragweite ihres Engagements nicht bewusst sind.
Ich selbst habe zweimal an recht kurzen Volunteer-Projekten teilgenommen (eine Grundschule in Costa Rica und eine Reittherapie-Farm in Ecuador) und hatte dabei auch in Kontakt mit Kindern – ABER: im Vordergrund stand nicht die Beschäftigung mit Kindern, sondern die Unterstützung der Angestellten bzw. die Versorgung der Tiere. Ich war also keine Bezugsperson von den Kindern und habe mich vorrangig um Anderes gekümmert. Und ich muss sagen, vor allem das Projekt in Ecuador schien die Unterstützung zu brauchen – zu wenige Angestellte, zu wenige Ressourcen, zu wenige Kenntnisse etc. Doch der Aspekt der Geldmacherei, den du in Bezug auf Waisenhäuser nennst, zieht sich vermutlich auch in andersartigen Projekten durch – auch bei so mancher Vermittlungsagentur; zu unterschiedlich waren die Gebühren von Agentur zu Agentur, zu unterschiedlich die Rahmenbedingungen etc. ich fürchte
Maren meint
Hallo Carina,
schöner Artikel! Stimme dir bei allem zu 🙂
Ich denke, das was die wenigsten verstehen, ist, dass man wirklich mit Geld viel mehr bewegen kann, als mit Zeit (auch ein halbes oder ganzes Jahr ist kritisch).
Da gibt es auch einen schönen englischen Artikel, den ich weiterempfehlen kann: https://medium.com/culture-club/the-problem-with-little-white-girls-and-boys-b84d4011d17e
Eigentlich schade, dass das so in den Köpfen drin steckt. Dass wir aus Westeuropa einfach schnell in arme Länder fahren und was bewegen können – und das dann so schnell wie möglich, am liebsten als FSJ oder Kurzurlaub getarnt.
Danke für den interessanten Artikel! Freue mich, weiteres von dir zu lesen!
Liebe Grüße und schöne Festtage,
Maren
Birdy meint
Hallo Carina,
nun etwas verspätet noch ein Kommentar.
Zunächst einmal stimme ich dir zu, Kurzzeitprojekte mit Kindern, besonders in Waisen-/Kinderheimen, sind aus den von dir beschriebenen Gründen meißt nicht sinnvoll. Ich finde es gut, dass du dich da einsetzt und aufklärst. Dennoch gibt es da so ein zwei Stellen, an denen ich das Gefühl habe, dass man das auch noch in einem anderen Licht sehen könnte. Denn, so sehr auch ich mich über die Ignoranz aufrege, mit der Leute an so Kurzzeitprojekte rangehen, so sehr bin ich der Meinung, dass man nicht gleich alles abschreiben sollte.
Kinderheime sind zum Beispiel nicht immer schlecht (auch in Asien nicht). Selbst wenn die Kinder noch Eltern haben. Klar, das sollte man nicht als Waisenheim verkaufen und als Geldmacherei ist das erst recht nicht ok, aber es gibt nunmal auch Kinder aus Verhältnissen, bei denen ein Kinderheim sinnvoll ist. Ja, zum Beispiel in Nepal sind beonders während der Jahre der gewaltsamen Maoistenbewegung viele Kinder verkauft worden. Oft geschieht dies mit der Hoffnung, dass das Kind dann eine bessere Bildung erhält. Nur, einen Weg zu finden diesen abgegebenen Kindern dann sowohl eine Bildung zu bieten, sie aber auch bei ihren Eltern zu lassen, das ist gar nicht so einfach. Ich empfehle u.a. das Buch Little Princes.
Und dann wurde ja bereits kommentiert, dass es trotzdem auch viele Programme für die Arbeit mit Kindern gibt die sinnvoll sind. Im Bereich der Kurzzeitprogramme gibt es z.B. auch Ferienprogramme für Kinder aus Kinderheimen oder aus schlechten Verhältnissen, die für die Kinder eine klar abgegrenzte Zeit darstellt in der sie an speziellen Aktivitäten teilnehmen. Sei es nun einen Bauernhof zu besuchen oder über einen bestimmten Zeitraum etwas anderes zu lernen. Klar, das passiert eher selten in Kinderheimen, die eh schon nicht wissen wie sie ihre Kinder durchbringen sollen, aber sowas habe ich in sinnvoller Form sowohl in Osteuropa, als auch in Thailand schon gesehen.
Klar, das sind Fallbeispiele etc., aber mir war es wichtig nicht alle Kinderheime und Arbeit mit Kindern von vornherein zu verteufeln. Wie bereits in den Kommentaren erwähnt, kann das auch dringend benötigte Hilfe abschrecken. Und: wer hat denn gesagt, dass man nicht auch Gründe haben sollte, die für einen selbst positiv sind, um an einem solchen Programm teilzunehmen? Denn gerade der Gedanke etwas neues lernen zu wollen ist besonders wichtig, um sich im Projekt letztendlich an die Begebenheiten anzupassen,und eben zu lernen wie man keinen Schaden anrichtet.
Zuletzt wollte ich noch auf das Thema eingehen, dass man als unbezahlte Kraft durchaus auch Arbeitsplätze wegnehmen kann. Prinzipiell kann das so sein und man sollte vorsichtig sein wer da welche Projekte wie mitmacht. Aber es gibt auch immer noch Länder, in denen es bestimmte Dinge einfach nicht ausreichend gibt oder wo die Bevölkerung bestimmte Dinge nicht bezahlen kann. Ich rede hier von Geburtshilfe, Säuglingsversorgung (inkl. zB. Korrektur von Fehlstellungen/Deformierungen), Zahn- und Augenbehandlungen usw. Leider gibt es wirklich Projekte, in denen man einfach billige Arbeitskraft in einem Krankenhaus ist, aber es gibt auch viele gute Projekte, in denen man benötigte Hilfe sein kann.
Deshalb sollte man meiner Meinung nach nicht nur von gewissen Dingen abraten, sondern auch hilfreiche Tipps an die Hand geben, wie man seriöse Projekte und Organisationen erkennt etc. Da reicht schon ein Link zu anderen Artikeln.
Ich hoffe das war jetzt nicht unfreundlich geschrieben, ich lese deinen Blog nämlich sonst wirklich gerne und will hier in keiner Weise jemanden angreifen oder so.
Grüße
Carina Herrmann meint
Liebe Birdy,
danke für Deinen tollen Kommentar und die konstruktive Kritik!
Ist hier immer willkommen und erwünscht 🙂
Dieses Thema ist sehr schwierig und aus so vielen Perspektiven betrachtbar, da gebe ich Dir sehr Recht und Du hast tolle andere Punkte aufgezählt.
Egal auf welchen Standpunkt ich mich stellen würde, es gäbe noch mindestens 50 andere Seiten zu berücksichtigen.
Das Traurige ist, dass ich nicht das Gefühl habe, dass die Frauen, die mich zu diesem Thema anschreiben, tatsächlich so intensiv auseinandersetzen und DAS kritisiere ich. Wenn ich also mit diesem polarisierenden Artikel diese Frauen dazu bekomme tiefer zu gehen, zu recherchieren und sich darüber Gedanken zu machen was sie tun – dann habe ich damit mein Ziel erreicht. Und solche Anmerkungen wie Deine zu diesem Thema stärken ihn sogar noch. Also danke, dass Du Dir die Zeit genommen hast, vieles noch aufzuzeigen.
Und zu dem Punkt, dass viele sich abschrecken lassen und dann gar nichts tun: Das beweist dann genau was ich meine: Wenn sie dann gar nichts tun, ging es nicht darum etwas Gutes zu tun… sondern nur um sie selbst. Sonst würde ich nach Alternativen „zu helfen“ suchen…
Ganz liebe Grüße,
Carina
Dinah meint
Hallo Carina,
vielen Dank für deinen beeindruckenden Text zu diesem Thema. Ich habe darüber lange Zeit nicht nachgedacht und mich tatsächlich auch schon gewundert, warum Helfer so lange bleiben sollen. Dass sie keine Hilfe leisten können, wenn sie nur für ein paar Wochen bleiben, macht aber natürlich Sinn. Unter diesem Gesichtspunkt muss ich dir voll und ganz zustimmen, dass man besser nachdenken sollte, bevor man Schaden anrichtet. Denn das ist es ja nicht, was man wollte.
Lg aus Obermais
Carina Herrmann meint
Liebe Dinah,
danke für Deinen lieben Kommentar.
Genau dieses bewusste Umdenken wollte ich mit diesem Artikel erreichen – nichts anderes 🙂
Liebe Grüße,
Carina