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Im Alltag sind Freundschaften einfach.
Wir verabreden uns, wir gehen Kaffee trinken, wir shoppen gemeinsam und sitzen im Sommer auf einer Wiese zum Picknicken. Wir verabschieden uns mit einer Umarmung und trennen uns an der U-Bahn-Station, weil wir in verschiedene Richtungen müssen.
Dann gehst Du auf eine lange Reise, verabschiedest Dich am Flughafen unter Tränen und schwörst Dir, auf jeden Fall Kontakt zu halten. Du wirst Postkarten schreiben, die extra angelegten WhatsApp-Kanäle stetig mit Fotos fluten und Skype, sobald es das Internet irgendwo auf der Welt hergibt, als Dauergast belagern.
Aber wenn mir das Leben als Dauerreisende eines gezeigt hat, dann vor allem, dass nichts davon „einfach“ ist.
Mal ganz unter uns: Freundschaften sind doch generell nie einfach.
Sie erfordern immer Zeit, Hingabe und den Willen, sie am Leben zu erhalten. Ganz egal wo oder in welcher Situation Du bist.
Was im Umkehrschluss bedeutet, dass Freundschaften zu erhalten auf Reisen nicht schwieriger oder zeitaufwendiger wird, als es das zu Hause war.
Es wird einfach nur anders.
Du erkennst irgendwann, dass jede Freundschaft einzigartig ist.
Weshalb es auch kein Patentrezept dafür gibt, wie Du Freundschaften unterwegs aufrechterhältst.
Alles, was Du tun kannst, ist, ehrlich zu Dir zu sein und Dich auf das einzustellen, was unvermeidlich kommen wird…
Es wird Freundschaften geben, die Deine Reise nicht überleben werden.
Auch wenn wir am Anfang unsere rechte Hand darauf verwettet hätten, diese eine Freundschaft überlebt alles, wird Dir die Zeit manchmal das Gegenteil beweisen.
Genauso wenig wie es die Garantie gibt, dass Du Dein Leben lang einen einzigen Menschen lieben wirst, gibt es die Garantie, dass eine Freundschaft alles überlebt.
Manchmal verändern wir uns auf Reisen so sehr, dass wir nicht mehr dieselben Menschen sind, wenn wir zurückkommen. Und manchmal geht es den Menschen, die wir zurückgelassen haben, ganz genauso.
Plötzlich hakt alles, die Kommunikation wird immer schwieriger, weil man keine gemeinsamen Gesprächsthemen mehr hat, und irgendwann stirbt sie vollkommen.
Es ist plötzlich, als würdet ihr auf zwei völlig unterschiedlichen Planeten leben.
Dafür kannst Du nichts. Also ist alles, was Du Dir selbst und Deinen Freunden versprechen kannst, es zu versuchen. Mehr kann niemand von Dir, oder auch im Umkehrschluss von Deinen Freunden, erwarten.
Es wird Freundschaften geben, bei denen Du darüber gar nicht traurig bist.
Wenn Du mal ganz, ganz ehrlich mit Dir selbst bist: Wie viele der Freundschaften, die Du zu Hause gepflegt hast, entstanden irgendwie, ohne Dein aktives Zutun oder weil es sich eben einfach so ergeben hat?
Freundschaften mit Arbeitskollegen, aus Deinem Fitnessstudio, dem Studium oder dem Kurs, den Du da mal belegt hast.
Wir haben zu Hause einen begrenzten Umkreis an Menschen, mit denen wir in Kontakt kommen, sollten wir es darüber hinaus nicht provozieren. Was auch bedeutet, dass Du „gezwungen“ bist, Dir in ebendiesem Kontaktbereich auch Deinen Freundeskreis aufzubauen.
Das klingt schlimmer und gemeiner, als es ist, denn ganz oft entstehen daraus auch die schönsten Freundschaften.
Aber eben auch ein paar, die Du vielleicht einfach mitgenommen hast und irgendwann mehr Gewohnheit (und auch Pflichtgefühl, lügen wir uns da mal nicht in die eigene Tasche…) als wahre Freundschaft geworden sind.
Vielleicht ist es also in manchen Fällen gar kein so großes Drama, wenn diese Freundschaften nicht überleben… oder?
Es wird Freundschaften geben, die erst nach Deiner Reise wieder aufleben werden.
Selbst wenn es mal um einige Freundschaften ruhiger (oder sogar stumm) werden sollte, tauchen sie doch auch ganz oft wieder auf, sobald Du wieder vor Ort bist.
Dann melden sich Menschen zurück, von denen Du wochen- oder monatelang nichts gehört hast. Nennen wir es den zweiten Freundschafts-Frühling.
Alles, was Du nun für Dich selbst entscheiden musst, ist, ob Du sie wieder aufleben lassen möchtest.
Die Wahl dabei ist nämlich tatsächlich Deine Wahl.
Es wird neue Freundschaften geben, die die alten übertreffen.
Das Härteste für beide Seiten – Deine alten Freunde und für Dich – wird sein, zu erkennen, dass es manchmal auf Reisen Freundschaften geben wird, die tiefer in Dein Herz eindringen, als es manch alten Freundschaften je geschafft haben.
Auf Reisen sind viele Erfahrungen viel intensiver als zu Hause.
Besonders bei Freundschaften habe ich diese Erfahrung gemacht. Während ich im Alltag zu Hause immer mal ein paar Stunden mit jemandem verbracht habe, oft bloß einmal die Woche oder sogar nur alle paar Wochen, habe ich auf Reisen dann plötzlich ganze Tage und Wochen am Stück mit einer Person verbracht, bei der es sofort geklickt hat.
Du kennst das Gefühl, oder?
Ein Mensch, bei dem Du sofort das Gefühl hast, ein Stück von Dir selbst in ihm wiederzuentdecken.
Solche Freundschaften, so schmerzhaft der Abschied von Freunden zu Hause manchmal ist, entschädigen Dich ein Stück weit dafür. Sie ersetzen sie nicht, niemand kann das. Aber sie sind einfach ein neuer, wichtiger Teil in Deinem neuen Leben.
Es wird Freundschaften geben, die einfach durch nichts totzukriegen sind.
Und dann gibt es da noch die Kakerlaken unter den Freundschaften. (Ja, ich habe das gerade tatsächlich geschrieben. Tu Dir keinen Zwang an, Deine Lieblingsmenschen ab sofort als Kakerlaken zu bezeichnen.)
Die, die einfach nichts töten kann.
Entfernung, mangelndes Internet, selbst blöde Missverständnisse über 10.000 km Distanz. Sie überleben alles.
Sie sind immer da, wenn Du plötzlich in einem Loch steckst und eine Schulter zum Ausheulen brauchst, egal wo Du gerade steckst. Sie freuen sich mit Dir, wenn Du ein besonderes Highlight erlebst, und ermutigen Dich, wenn Du wieder einmal Angst hast, zu springen.
Das sind die, an denen Du festhalten solltest.
Das sind die, die Du schätzen solltest.
Und dann erkennst Du nämlich auch, dass es kein Patentrezept für das Erhalten von Freundschaften gibt.
Denn das sind ganz oft genau die Menschen,
von denen Du es zum Beginn Deiner Reise
am wenigsten erwartet hattest…
Ronja meint
Liebe Carina, mit diesem Beitrag heute hast du bei mir voll ins Schwarze getroffen und sprichst mir aus der Seele! Ich hätte es mit meinen Worten nicht besser formulieren können, habe vorallem erst vor kurzem genau über dieses Thema Freundschaft mit Leuten aus meiner alten und den neuen „Heimaten“ gesprochen und bin quasi zum selben Schluss gekommen 🙂
Ganz viele liebe Grüße
Ronja
Patricia meint
Haha, Kakerlaken 😀
Schön geschrieben und definitiv wahr! Ich bin immer noch überrascht und überwältigt, wie tiefe und intensive Freundschaften man in kurzer Zeit auf Reisen schließen kann… Und das, obwohl ich mit einer komplett anderen Einstellung daran gegangen bin: nämlich, dass es aufgrund der Kurzweiligkeit des Reisens wohl eher nur bei oberflächlichen KKontaktn bleiben wird!
Verena meint
Hi Carina!
Auch bei mir gerade voll ins schwarze getroffen denn genau dieses Thema beschäftigt mich seit mehreren Wochen! Ich bin nun seit 4 Monaten auf Weltreise (was ja noch nicht allzulange ist und bereits nach dem 2. Monat ist alles stark abgeflaut mit den ‚Freunden‘ zu Hause! Man wird nicht mehr angeschrieben. Meistens melde ich mich u bekomme teils sehr kurze Antworten und das Tage…ja Wochen später! Dabei fragt auch keiner wie es mir geht. Aber es ist schön auf diesem Wege die wirklichen Freunde auszufiltern denn 2 davon kann ich sagen sind fabelhaft!
Lg aus Katoomba
Verena
Marie meint
Wahre Worte!
Mir gefällt besonders der Teil, in dem du über die Freundschaften schreibst, die wir „einfach mal so mitnehmen“ weil es sich gerade ergibt. So habe ich das noch nie gesehen aber es steckt sehr viel Wahrheit darin. Und genauso darin, wie es damit weitergehen kann – nämlich immer anders! Vielleicht bedeuten sie nicht viel. Aber vielleicht überrascht einen das Leben mal wieder und man entdeckt nach und nach was einen so alles verbindet – manchmal viel viel mehr oder intensiver als gedacht.
Ich fände es sehr schön, wenn wir mehr von der Offenheit und Neugier, die wir auf Reisen entwickeln, in unseren „normalen Alltag“ hier in Deutschland lassen – denn ist das Leben nicht immer eine großartige Reise? Ich finde es wird sehr viel spannender und erfüllender, wenn man es so sieht und damit auch ganz andere Dinge/Menschen in sein Leben einlädt!
Liebe Grüße und viel Freude noch auf dem Roadtrip!
Kasia Oberdorf meint
Es gibt Freundschaften, die immer da sind, immer zurück kehren, ganz egal ob einen Monate oder sogar Jahre trennen. Natürlich kann man jemanden der weit weg ist, nicht in dem Umfang an seinem Leben teilhaben lassen wie wenn man vor Ort ist. Doch man trifft sich nach Jahren wieder und es ist, als hätte es diese Trennung nie gegeben ? Meine beste und älteste Freundin kenne ich seit meinem neunten Lebensjahr. Mit zwölf Jahren verließ ich Polen und lebe nunmehr schon seit zwanzig Jahren in Deutschland. Wir sehen uns einmal im Jahr. Doch diese Freundschaft überdauert alles, und es ist, als wäre das letzte Treffen gestern erst gewesen.
Lg Kasia
Helena meint
Toller Blog, Carina! Und mit diesem Artikel sprichst du wohl eine meiner größten Ängst an, die ich beim Reisen habe. Ich lese schon eine Weile all deine Artikel und habe mich nun endlich getraut meine erste große Reise alleine anzutreten. Und es ist toll! Ich bin jetzt vier Wochen unterwegs und bereue nichts! Im Gegenteil, ich kann es kaum erwarten, was in den verbleibenden zwölf noch alles passieren wird. Danke für die Inspiration! 🙂
Louise meint
Schöner Artikel, so ist es!! Liebe Grüße, ich liebe deine Blogs 🙂
Phine meint
Huhu, ich bin gerade über Pinterest auf den Beitrag aufmerksam geworden und musste Lächeln. Ich befinde mich gerade in einer Phase wo innerhalb Deutschlands ein Umzug genau das alles was du beschreibst herausgefordert wurde. Manche Freundschaften verlaufen sich, andere halten. Andere sieht man seit Jahren wieder und es ist als wäre nie etwas gewesen. Verrückt ist das Leben. Schade nur, wenn manche sich verletzt fühlen durch sowas.