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Es wurden schon endlos viele Artikel dazu geschrieben:
Singles, die reisen.
Es wird diskutiert, wovor wir weglaufen.
Es wird gemutmaßt, wie einsam wir doch sind.
Es wird beschrien, dass wir die beste und schlechteste Partnerwahl überhaupt sind.
Es scheint sich niemand so richtig entscheiden zu können, in welche Ecke man uns stecken soll.
Vor Kurzem habe ich einen Artikel dazu gelesen, dass wir Deutschen zu Extremen neigen. Entweder wir sind für etwas oder dagegen. Grauzonen existieren nicht. Auch wenn es dabei um ein ganz anderes Thema ging, musste ich auch hier wieder daran denken.
Die Frage danach, die in Interviews immer wieder auf mich zukommt, ob ich denn nun ein rundum glücklicher oder total frustrierter Single bin, für den das Reisen entweder ein Fluch oder ein Segen ist, nervt mich mehr und mehr.
Nicht, weil ich mit der Frage nach meinem Beziehungsstand an sich Probleme habe. Oder mit der Antwort darauf.
Sondern dass mir indirekt nur zwei Antwortmöglichkeiten gegeben werden.
Ich bin entweder die emanzipierte, starke Dauerreisende, die ohne Probleme ohne Mann auskommt und es auch gar nicht anders will, oder der einsame Fernweh-Junkie, der sich für das Reisen entschieden hat und nun still leidet, weil sie es alleine tun muss.
Sie wartet eigentlich nur darauf, endlich den Richtigen zu finden, der ihr das Zuhause gibt, dass sie sich im Grunde heimlich wünscht.
Beide Versionen bringen mich dazu, frustriert zu grummeln und die Stirn in Falten zu legen.
In unserer Gesellschaft ist momentan einfach kein Platz für Mittelmaß, und das macht mich wütend.
Es ist endlich modern, als Frau feministisch, emanzipiert und mit einer klaren Meinung ausgestattet zu sein. Etwas, das mich begeistert. Aber es scheint uns Frauen auch ein wenig die Eigenschaft der Sanftheit nehmen zu wollen.
Wir sollen nicht stark und schwach zugleich sein, weil es dem Image einer Feministin widerspricht. Wir sollen nicht mutig und ängstlich zugleich sein, weil es einfach nicht in unser Weltbild passt, dass auch Frauen, die nicht mutig sind, mutige Entscheidungen fällen.
Und wir sollen kein glücklicher Single sein, der auch nichts dagegen hätte, sein Single-Dasein aufzugeben. Denn das lässt sich weder nachvollziehen noch kategorisieren.
Woher kommt diese Zwiegespaltenheit? Woher kommen diese Schubladen, in die wir uns einsortieren müssen?
Manchmal glaube ich, wir haben sie selbst erschaffen.
Und ich bin dafür, dass wir sie wieder abschaffen.
Du darfst vor dem Alleinreisen Angst haben und trotzdem stolz darauf sein, diese Angst überwunden zu haben.
Du darfst Momente auf Reisen haben, in denen Dich das Alleinsein ankotzt.
Du darfst feministisch und emanzipiert sein und trotzdem pink Ballerinas und Röcke tragen, während Du auf Tinder nach rechts und links wischst.
Und Du darfst ein glücklicher, zufriedener Single sein, der lieber alleine die Welt bereist, anstatt zu Hause zu sitzen und auf McDreamy zu warten.
Und Dir trotzdem ab und an jemanden an Deiner Seite wünschen.
Meine letzten fünf Jahre waren nicht nur „halb erfüllend“, weil ich Single war. Sie waren alles, was ich mir je erträumen konnte, und mir hat nichts dabei gefehlt.
Wären sie schöner mit einem Partner an meiner Seite gewesen? Keine Ahnung.
Denn die einzige Alternative dazu, auf den Traumprinzen zu warten, wäre gewesen, mich mit jemandem einzulassen, der eben nicht perfekt für mich gewesen wäre. Und ich kann Dir fast garantieren, meine Reisen alleine waren definitiv glücklicher, als wenn ich sie mit jemandem geteilt hätte, der mich nicht glücklich gemacht hätte, nur, um nicht alleine sein zu müssen.
Niemand stellt die Frage an Pärchen, ob sie nicht vielleicht alleine glücklicher wären (auch wenn das bei manchen Paaren durchaus eine berechtigte Frage wäre). Und ich bin sicher, ich bin mindestens genauso häufig froh, Single zu sein, wenn ich mir manche Beziehungen in meinem Umfeld anschaue, wie Frauen in Beziehungen sich manchmal wünschten, sie wären Single.
Bei der Frage, ob wir alleine reisen, weil wir eben niemanden an unserer Seite haben, oder bei der Frage danach, ob wir, als Alleinreisende, uns nicht manchmal einen Partner wünschen, gibt es letztendlich nur eine ehrliche Antwort:
Lieber reise ich alleine und lasse mich von dieser unglaublichen Welt berauschen, die da draußen auf mich wartet, statt dass ich es gar nicht tue oder mit jemandem, der eben nur eine zweite Wahl für mich wäre.
Die Frage, die uns gestellt wird, ist daher eigentlich keine beantwortbare Frage.
Denn es ist keine Entscheidung, die wir treffen oder bestimmen können.
Dein passendes Gegenstück zu finden, kannst Du weder beeinflussen, noch beschleunigen. Was Du beeinflussen kannst? Wie Du Deine Lebenszeit füllst, bis Du es findest (oder auch nicht).
Und aus meiner persönlichen Perspektive möchte ich sogar noch weiter gehen:
Sollte ich mein perfektes Gegenstück niemals finden, dann kann ich sicher sein, dass ich jeden einzelnen Moment allein mit mir und lieben Freunden so erfüllend wie möglich gestaltet habe.
Und dass ich dabei durch und durch glücklich war!
Antje meint
Hach, da wird mir endlich mal aus dem Herzen gesprochen…. aber sowas von! 🙂 Vielen Dank!
Annemarie meint
Super Artikel! Ich sehe das genauso. Dieses Schubladendenken ist völlig unangebracht und die Welt ist eben nicht schwarz oder weiß. Zuallererst sollte man doch mit sich selbst gut klarkommen und nicht einfach nur nicht alleine sein wollen.
Marianne Liniger meint
Liebe Carina
Du bringst es genau auf den Punkt.
Ich finde es unmöglich das man immer sofort in irgend eine Schublade gesteckt wird. Und die Frage „wieso bist du single, du solltest langsam an Kinder denken“ geht mir so auf die Nerven! Es ist einfach so das ich dem richtigen Partner noch nicht begegnet bin, aber deshalb muss ich mich vor dem Leben nicht verstecken und wer sagt den dass zu einem guten Leben Kinder gehören!
Was auch immer eher nervt, als dass ich es als Kompliment anschaue ist: „das ist so mutig, alleine loszuziehen!“ ich kann doch nicht warten bis jemand an die Tür klopft und sagt hei komm mit wir gehen gemeinsamlos. Das wird sicher nicht passieren!
Und dann noch die, die denken sie verstehen mich weil sie gerade mal ein halbes Jahr Single waren.
Wenn ich mir dann aber die Paare anschaue, bin ich oft auch froh alleine zu sein und einfach das machen worauf ich gerade Lust habe und nicht erst noch alle Überreden oder die Kalender abzustimmen.
Es ist definitiv schön wie es gerade ist und wenn der richtige Partner kommen sollte, wird es so auch schön sein. Alles zu seiner Zeit!
Danke für all deine tollen Beiträge und das du deine Erfahrungen und Reisen mit uns teilst!
Liebe Grüsse Marianne