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Vor drei Wochen bin ich von Bali aus nach Frankfurt geflogen. Es war eine Qual.
Ich musste mit einem Taxifahrer eine Stunde lang nach Denpasar, vier Stunden von Denpasar nach Bangkok, innerhalb Bangkoks 1,5 Stunden mit dem Bus von einem Flughafen zum anderen, wo ich endlich abends, meinen Heimflug nach Frankfurt antreten konnte.
Das bedeutete ich musste 6,5 Stunden nach Dubai und nach zwei Stunden Aufenthalt, von dort aus noch einmal sieben Stunden nach Frankfurt.
Das bedeutete 30 Stunden Transit. Ich habe es geliebt.
Wenn Du nun den Kopf schüttelst und Dich fragst ob ich nun überhaupt noch weiß, was ich da schreibe, gib mir einen Moment um mich zu erklären…
Ich liebe Flughäfen. Sie sind seit ein paar Jahren meine allerliebsten Orte auf der Welt. Ja, sogar vor Australien.
Aber gleichzeitig sind sie auch das Schlimmste, was ich mir antun kann. Denn dort merke ich jedesmal, dass es viel schlimmer ist, kein Heimweh mehr zu haben, als an Heimweh zu leiden.
Im Taxi, auf dem Weg zum Denpasar Flughafen auf Bali, fühlte ich mich innerlich komplett zerrissen. Und so geht es mir meistens.
Ein Teil von mir, möchte sich von den wunderbaren Orten nicht trennen, an denen ich reise und arbeite. Ein anderer Teil, kann es kaum erwarten an den nächsten Ort zu kommen.
Dann sehe ich die Reisfelder vorbeiziehen und bekomme Wehmut.
Und denke an Frankfurt und bekomme ein Ziehen im Magen. Den Heißhunger auf Käse.
Dann freue ich mich auf das Abenteuer Island, was direkt an Deutschland anknüpft und kann es kaum noch erwarten.
Schließlich komme ich am Flughafen an und alles wird noch schlimmer. Ich schleuse mich durch die vielen Geschäfte, die auf großen Flughäfen die ganze Welt vereinen.
Letztendlich stehe ich in Dubai vor dem Restaurant Nandos und seufze tief, weil es mich an Australien erinnert. Ich gehe in die Duty Free Shops und seufze weiter, weil mich jede zweite Leckerei an ein anderes Land erinnert.
Und jedes Mal an einem Flughafen dieser Welt, zerren viele lieb gewonnene Orte an mir und rufen mich zurück.
Je mehr ich reise, desto schlimmer wird es.
Spätestens jetzt habe ich in Deinen Augen vielleicht das Bild der verwöhnten Göre bekommen.
Die, die auch noch Mitleid will, weil sie soo viele schöne Orte sieht und besucht, dass sie sich nicht einmal mehr entscheiden kann, wohin ihr Herz sie zieht.
Damit hättest Du auch absolut Recht.
Aber die Frage die ich mir stelle ist, wie soll ich jemals irgendwo Wurzeln fassen, wenn ich mich an mehr Orten zu Hause und hingezogen fühle, als in einem Jahr auf einen Reisekalender passt?
Wie entscheidet man, wo das Herz wohnt, wenn es in vielen Stückchen über den Globus verteilt liegt?
Ich war mir immer sicher, dass ich eines Tages in Australien enden würde.
Irgendwo in einem netten Häuschen mit roter Erde vor der Haustür und dem türkisfarbenem Meer in Blickweite.
Und zum ersten Mal gestehe ich mir ein, ich bin nicht nur praktisch eine Nomadin geworden. Ein Mensch ohne Wohnsitz um zu reisen.
Ich bin es tief in meinem Inneren.
Dort, wo Australien eigentlich seinen festen Platz gefunden hatte, dort drängeln sich nun viele Orte, Länder und Regionen und schubsen Australien ständig hin und her und in irgendeine Ecke.
Anstatt nun aber in Selbstmitleid zu baden, weil ich mich wegen dieser vielen Ecken nicht mehr entscheiden kann und auf jedem Flughafen ein starkes Gefühl von Heimweh-das-gar-keines-ist bekomme, bin ich einfach nur unglaublich neugierig.
Neugierig auf das was kommt. Auf die vielen Ecken die sich in meinem Herzen noch dazu drängeln werden.
Und darauf, wo ich in ein paar Jahren sein werde.
Ob ich immer noch reisen werde. Ob ich immer noch eine Nomadin im Herzen sein werde. Oder ob ich die Erwartungen gefühlter 99% der Menschen da draußen erfüllen werde, die mich immer wieder fragen:
Und? Wie lange willst Du so noch leben? Wann wirst Du wieder sesshaft?
Im Moment werde ich weiterhin die selbe Antwort geben, die die meisten Fragenden sehr unbefriedigt stehen lässt:
So lange bis ich nicht mehr will. Solange es mich von jedem Flughafen auch immer wieder wegzieht.
Dann, wenn ich meine Wurzeln gefunden habe…
Feli meint
Ach,Carina, wie passend dieser Artikel doch ist… Erst gestern habe ich mit meinem Freund genau darüber gesprochen: Ob wir wohl irgendwann im Herzen wieder sesshaft werden, ob es okay ist, von einem Ort zum nächsten zu wollen,obwohl doch so viele „normal“ leben können. Und wir haben beschlossen, dass es die Zeit schon zeigen wird und es egal ist. Wir freuen uns auf unsere Zeit als digitale Nomaden und lassen alles auf uns zukommen… Danke für diesen Artikel – er bestätigt mich in allen Vorhaben und Wünschen!
Carina Herrmann meint
Hi Feli,
sehr gerne!
Und nun sind wir schon zu zweit gespannt, wo uns unser Weg hinführt… und wo wir enden 🙂
Ganz liebe Grüße aus Reykjavik,
Carina
Nina meint
Die Welt ist dein Zuhause 🙂
Carina Herrmann meint
Wie wahr… <3
Svenja meint
Sehr schöner Artikel Carina! Ich kann mich immer nicht entscheiden, für einen kurzen Moment auf der Reise freue ich mich auf zu Hause. darauf meiner Familie alles zu erzählen! Aber kaum sitze ich im Flieger oder zu Hause angekommen, kann ich es nicht erwarten wieder los zu ziehen. Und am liebsten mag ich meine Heimatstadt eh wenn ich nicht da bin 🙂 ganz lieben Gruß, Svenja
Carina Herrmann meint
Eine Seelenverwandte 😀
Sehr schön!
Ganz liebe Grüße aus Island…
Carina
Ani meint
Richtig so!
Ich kann das nachvollziehen und vollkommen verstehen, was du schreibst!
Es ist wie eine Sucht 🙂 Aber ich finde, ausnahmsweise eine, die nicht schädlich ist.
Es kommt doch immer auf die individuelle Betrachtungsperspektive an, was einem gut tut und was nicht. Da ist eben jeder anders und das ist ja auch gut so 🙂
Liebe Grüße
ani
♥
Carina Herrmann meint
Sehr schön gesagt!
Danke Ani <3
Vroni meint
„so entsteht in der Welt etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat.“ Ernst Bloch in Prinzip Hoffnung
Ich glaube, Heimat entsteht in unseren Köpfen und wir können sie nur in uns selbst finden, als realer Ort ist sie schwer zu finden. Denn das, was eine Heimat zur Heimat macht (bestimmte Gebäude, Menschen etc etc), kann und wird sich verändern bis man zurückkehrt, so dass der Ort als Heimat nur in unserer Erinnerung bestehen bleibt. Von daher ist es doch wunderbar, wenn du so viele Orte hast, an denen du glücklich bist 🙂
Karina meint
Hallo Carina,
hier auch Karina 😉
Ich liebe auch ebenfalls Flughäfen aber auch Bahnhöfe, genauso wenig hab ich in der Regel kein Problem erst mit dem Bus, dann mit dem Zug und dann im Flieger zu sitzen um an ein Ziel zu kommen. Wenn ich nicht gerade zu spät dran bist das für mich Entspannung pur!
Ich finde deinen Artikel richtig toll 🙂
Im Moment glaube ich z.B. dass ich irgendwann mich in Neuseeland niederlasse, da diese Land mich tief im Inneren berührt hat – ich kann es nicht mal richtig beschreiben.
Doch bevor dies passiert will ich noch so viel anderes sehen und erleben, dass es mich es fast zerreißt. Ich glaube auch, dass es mir in ein paar Jahren so gehen könnte wie dir. Allerdings habe ich auf meinen Reisen auch Heimweh gehabt nach der kleinen Stadt in Deutschland in der ich groß geworden bin (allerdings halte ich es dort nicht mehr länger als 1 Monat aus ohne die Krise zu bekommen).
Ich glaube, dass du es merken wirst wenn du einen Ort entdeckst an dem du wieder sesshaft werden willst auch wenn es noch etwas dauern wird 🙂
Liebe Grüße
Karina
Carina Herrmann meint
Hi Karina,
bei Bussen und Zügen freue ich mich, aber nur Flughäfen geben mir das Gefühl unendlicher Möglichkeiten.
Das kann aber auch an den verführerischen Leinwänden liegen, die einem alle Ziele der Welt anzeigen 😉
Aber ich kann Dich auch sehr gut verstehen.
Liebe Grüße aus Reykjavik,
Carina
Marie meint
Hey Carina,
ich glaube eines Tages wird dich einfach das Verlangen überkommen mehr als eine Besucherin zu sein. Jemand, der sich verwurzelt fühlt kann etwas dauerhaftes schaffen. Ich denke für dich ist einfach noch nicht die Zeit gekommen… Genieße es. Fliege frei umher. Irgendwann wird sie dich finden, die Heimat… egal wo sie sein mag. Bei mir war es so, dass ich gemerkt habe, dass ich mich engagieren will.. politisch, vor Ort, für Menschen… und das kann man selten im Vorbeiziehen.
Wurzeln wachsen zu lassen, heißt nicht keinen Raum mehr zu haben, es heißt Ruhe zu finden und seine Energie in einen Ort zu stecken, an dem du siehst was deine Handlungen langfristig bewirken können. Das kann ein gepflanzter Baum sein oder die Intimität einer Gemeinschaft fernab von Laptops oder Smartphones.
Bis dahin viel Spaß beim Reisen!
Carina Herrmann meint
Hi Marie,
schöne Worte, auch wenn ich über die Zeile „Ruhe zu finden“ gestolpert bin…
Genau das ist etwas, das ich anderen Menschen immer ganz schwer erklären kann: das ich auf Reisen ruhig werde. Das dann innerlich bei mir alles still und rosa wird 😉
Wenn ich nach außen in Bewegung bin, dann habe ich meine innere Ruhe gefunden. Ich weiß nicht welche Logik das hat und vielleicht werde ich das auch nie verstehen, aber genau aus dem Grund kann ich mir nur ganz schwer vorstellen, irgendwann an einem Ort zu bleiben und dabei innerlich nicht wieder unruhig zu werden.
Aber… wir werden sehen 🙂
Ganz liebe Grüße,
Carina
Sandra meint
Wow, genau das ist es, was ich seit Wochen versuche einem Freund zu erklären. Dass ich zur Ruhe komme, wenn ich reise. Er meinte daraufhin, schon klar, dass ich meditieren muss, bei soviel Action…
Unglaublich schön zu sehen, dass andere dieselben Gedanken haben – danke für all deine Worte Carina! Deine Zeilen bewegen so viel – DANKE !
Carina meint
Lass Dich nicht klein reden. Die meisten Menschen verstehen das einfach nicht und dann bringt auch die Diskutierei nicht viel 😉
Freut mich, dass ich Dir damit helfen konnte, Sandra <3
Dani meint
Hallo Carina,
einfach toll, wie du diese Zerrissenheit auf den Punkt bringst. Ich glaube ja daran, dass man sich einfach nicht entscheiden muss. Ich bin zum Beispiel nach Australien ausgewandert und lebe hier ein Nomadenleben ohne festen Wohnsitz. Aber ob ich nun für immer in Australien bleiben möchte, keine Ahnung! Ich will die ganze Welt sehen und in vielen Ländern leben. Ich kann mich auch nicht entscheiden. Wer weiß schon, wo es uns hintreibt. Pläne sind doch nur dazu da, über den Haufen geworfen zu werden.
Was bedeutet sesshaft? Bin ich sesshaft, wenn ich jetzt ein paar Monate an einem Ort (Perth) lebe und dann erst wieder weiter reise?
Ich kann mir nicht vorstellen, 20 Jahre an einem Ort zu wohnen. Das stell ich mir unter sesshaft werden vor, sich festlegen, Haus kaufen und darin alt werden. Nein, Danke!
Aber wer weiß, vielleicht kann ich mir genau das, doch irgendwann vorstellen 😉
Liebe Grüße aus McLaren Vale,SA
Dani
Carina Herrmann meint
Hallo Dani,
sehr schön gesagt! Es tut sehr gut zu lesen, dass es anderen genauso geht und Einblicke wie Deine erweitern dann auch immer wieder meinen Blickwinkel. Danke dafür!
Liebe Grüße vom gefühlt anderen Ende der Welt, Island,
Carina
Waltraud Neubauer meint
Liebe Carina,
ich kann ziemlich genau nachfühlen was du das schreibst, über das Heimweh und nicht da oder dort bleiben zu wollen.
Es gibt finde ich Menschen die sind Reisende und andere die an einem Ort glücklich sind. So wie es immer alles dual geben muss, gibt es auch das.
Wichtig ist es anzunehmen so wie es ist und nicht irgendwelchen Klischees folgen zu wollen oder den 99% die du angesprochen hast, gerecht zu werden.
Es geht im Leben darum sich selbst gerecht zu werden und 100% dahinter stehen zu können. Ab diesem Zeitpunkt ist es ziemlich egal was Andere erwarten.
Eines Tages wirst du wissen wo du bleiben willst, ganz einfach so. Vertraue darauf dass immer das Beste für dich geschieht. Und einstweilen lebe im Jetzt und genieße deine Vielseitigkeit. Das du eine verwöhnte Göre deshalb bist, entstammt deiner eigenen Bewertung. Ich habe dich so nicht gesehen. Sondern ich habe gelesen und gespürt, dass da eine tolle mutige Frau auf diesem noch wunderbaren Globus unterwegs ist um uns die Angst vor dem Allein reisen zu nehmen uns wunderbare Orte zeigt, Sehnsucht weckt in uns, Mut macht für Dinge die wir uns vorher nicht getraut haben usw.
Und wenn du nicht von einem zum anderen Ort getrieben würdest, dann könntest du wohl diesen Blog nicht machen.
Also sieh es als deine Bestimmung und eines Tages wird etwas so verlockendes an irgendeinem Ort dieser Welt da sein, wo du den Entschluss fasst, hier will ich bleiben, hier will ich SEIN.
Bis dahin wünsche ich dir noch viele, viele traumhafte Erlebnisse und Erinnerungen und viel Spaß ohne Bedenken bei dem was du tust.
Heimat ist dort wo du dich aufgehoben fühlst! Und wir dürfen mehrere solcher Orte haben.
Alles Liebe
Waltraud
Claudia meint
Ich glaube, in jeden Menschen steckt in gewisser Weise ein Nomade. Ein Entdecker, der ständig auf der Suche nach neuen Abenteuern ist. In manchen Menschen vielleicht mehr, in anderen weniger. Ich kann dein Gefühl gut nachvollziehen. Die Neugierde, neue Kulturen und Orte kennen zu lernen, das Leben allen Facetten zu sehen. Ich finde, man sollte diesem Bedürfnis nachgeben. Warum immer auf die Stimme anderer hören, und die eigene Stimme auf Kosten dieser unterdrücken lassen?
Carina Herrmann meint
YES!
Danke Claudia 🙂
Tatiana meint
Hi Carina,
sehr schöner Beitrag! Du sprichst mir aus der Seele.
Alles Liebe
Tatiana
Rena meint
Hi Carina,
wie allen anderen, sprichst du auch mir aus dem Herzen. Wenn ich nach Hause fliege, kommt stets Wehmut auf. Ich hoffe, dass ich eines Tages auch für Monate reisen kann. Diese Leidenschaft können nur Menschen verstehen, die diesen wundervollen schönen Planeten lieben. Es gibt unendlich viele wunderschöne Orte.
Die Erde ist dein Zuhause – wo auch immer du bist.
Lieblingsgrüße
Rena
Reni meint
Hi Carina
Was für ein schöner Artikel. Und er passt gerade voll und ganz auf unser Leben. 2007 sind wir zu zweit losgezogen, um die Welt zu entdecken. Dass wir 10 Jahre später noch immer unterwegs sind, hätten wir uns damals nicht gedacht. Es ist genauso wie du schreibst, es wir immer schlimmer. Der Wunsch noch mehr von der Welt zu sehen und gleichzeitig immer wieder an die Herzensorte zurückzukehren.
Die Welt ist doch einfach wunderschön.
Liebe Grüsse,
Reni
Carina meint
Hi Reni,
geht mir ganz genauso. Unheilbar dem Reisen verfallen 😀
Dann weiß ich also, wie meine Zukunft aussieht 😉
Liebe Grüße zurück,
Carina
Leslie meint
Es geht mir seit Jahren genau so, mindestens 5 Mal im Jahr war ich weg. Ständig unterwegs, das Heim kommen mochte ich auch, aber nur weil es eine innerliche Vorbereitung für das nächste Reiseziel war.
Hinzu kommt bei mir noch dass ich das schon immer war, ich bin in den ersten 5 Jahren meines Lebens schon 12 Mal umgezogen. Jetzt in meinen 34 Jahren über 50 Mal umgezogen und habe 36 verschiedene Länder besucht, wenn ich also keine Nomadin bin, dann weiß ich auch nicht…
Das „Problem“ ist, ich fühle mich überall da zu Hause wo ich mich gerade befinde und schlafe, weil ich mit diesem Ort aktuelle, schöne Erlebnisse habe. Das einzige was mich mehr oder weniger sesshaft macht ist meine Pflanzen Sammlung , die kann ich natürlich nicht zu lange unbeaufsichtigt lassen – und da wo die sind komme ich gerne zurück 😇