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„Hallo Carina,
was mir unter den Nägeln brennt: Wenn ich all die tollen Berichte lese, von Frauen die die ganze Welt bis in den letzten Winkel bereisen, bin ich etwa die Einzige, der die Brieftasche geklaut worden ist?
Bei allen theoretischen Sicherheitskenntnissen und Vorsichtsmaßnahmen (der eine schwache Moment): Seid ihr alle nie in recht üble Situationen gekommen? (Ausgeraubt, zusammengeschlagen, vergewaltigt)
Allen denen sowas passiert ist glauben ja nun sie wären die einzigen Doofen, die irgendeine Vorsichtsmaßnahme nicht beachtet haben. Geht Frau danach nie wieder auf Reisen? Verhält sie sich anders?“
Vor ein paar Tagen habe ich eine E-Mail mit diesen Fragen bekommen, die mich zugegebener Maßen ein wenig aufgerüttelt haben. Und deren Antwort so herrlich zum neuen Stil auf Pink Compass passt.
Diese Fragen sind nämlich so voller Wahrheit, so treffend und sie berühren einen wichtigen Punkt:
Nämlich wie ich Pink Compass behandle und was dieser Blog darstellen soll.
Nein, ich schreibe nicht viel über negative Erlebnisse. Warum? Weil das die Medien schon genug tun und es macht mich viel zu oft wahnsinnig wütend.
Ja, es werden in Indien reisende Frauen vergewaltigt und bis zum Selbstmord getrieben belästigt. Ja, es werden in Frauen in der Türkei umgebracht, Frauen sterben auch im Urlaub in Thailand und sie werden in Norwegen vergewaltigt.
Wenn ich mir die Medien länger als fünf Minuten zu diesem Thema anschaue (und ich habe gerade dafür nur zwei Minuten Google befragt) dann möchte ich mich übergeben, nach Hause fliegen und mich einsperren.
Aber weißt Du was dort passiert? Dort wird eine Frau in meiner ehemaligen Nachbarschaft von drei Idioten vergewaltigt und nackt auf die Straße geworfen. Dort werden Frauen in Frankfurt umgebracht und in Hamburg ausgeraubt.
Ich sage nicht, dass die grausamen Vorfälle von allein reisenden Frauen nicht wahr sind. Oder dass sie nicht passieren.
Sie passieren! Jeden Tag! Überall!
Aber ich habe es satt, dass dieses Thema scheinbar gerade Mode ist und jeder Vorfall gleich hervor gezerrt wird.
Glaubst Du ernsthaft, Frauen wurden früher nicht vergewaltigt? Oder seltener? Glaubst Du wirklich, Touristen waren vor ein paar Jahren seltener ein Ziel für Attacken als heute?
Zu jeder Zeit gab es Themen, die übermäßig in den Medien auftauchen, wie Ernährungsskandale oder Kampfhunde die kleine Kinder zerfleischen. Hören wir heute noch davon?
Nein. Glaubst Du wirklich diese Vorfälle passieren deshalb nicht mehr?
Nein. Sie sind bloß nicht mehr spannend genug.
Medien polarisieren. Meine Meinung, nicht umkehrbar. Und ich warte jetzt schon auf die Diskussionen, die darüber in den Kommentaren entbrennt. Aber lasst uns bitte das eigentliche Thema nicht vergessen:
Wer verdammt noch mal verteilt eigentlich diese Scheuklappen, die uns bloß sehen lässt wie furchtbar grausam die Welt da draußen ist und wer verpasst uns die rosarote Brille, wenn es um die Sicherheit zu Hause geht?
Die Welt ist kein grausamer Ort. Zuhause ist kein sicheres, warmes, kuscheliges Nest aus Plüsch.
Grausame Dinge passieren überall, jederzeit und jedem. Das ist furchtbar traurig und ungerecht, aber es ist die Wahrheit.
Und genau deswegen möchte ich auf Pink Compass das Gegenstück zu den polarisierenden Medien bilden, die einfach viel zu oft nur eine Seite der Medaille zeigen.
Wie in Thailand noch zu diesem Moment. Oder in Israel noch zu diesem.
Ich möchte niemandem als allein reisende Frau momentan raten, durch Indien oder Israel zu reisen und das tue ich auch nicht.
Ich sage nicht, es ist nicht möglich, aber ich sage ganz ehrlich: Ich würde es nicht tun.
Was Du machst, bleibt ganz allein Deine Entscheidung und ist genauso richtig oder falsch wie meine. Keine Wertung hier.
Ich werde auch mit Sicherheit niemandem sagen, es ist nicht möglich nach Israel zu reisen, wenn die Situation wie im Oktober ist. Denn ich bin dorthin gereist und ich bin froh, dass ich es noch getan habe.
Wie oft höre ich gerade jetzt: Verdammt, ich wäre eigentlich auch gerne dort gewesen, aber ich habe mich abschrecken lassen. Nun ist es zu spät.
Genau. Es ist zu spät. Das sagen wir uns viel zu oft.
Weil wir uns zu sehr einreden lassen, es ist zu gefährlich, es ist nicht sicher und es ist ungewiss. Und warum? Weil wir auf zu viele Stimmen hören, die negativ, überbesorgt und vielleicht neidisch darauf sind, was wir da draußen in der Welt alles erleben.
Ich leite auf Pink Compass niemanden zur Dummheit oder zum Übermut an. Weder zur Ignoranz noch zum Leichtsinn.
Ich bin eine vorsichtige, nicht besonders mutige, vernünftige Alleinreisende und genau dieses Bild will ich hier widerspiegeln.
Damit Du die Selbstsicherheit bekommst, es mir nachzutun. Vernünftig, gut vorbereitet und sicher.
Deswegen verweise ich auch die sicherste Quelle in meinen Augen: Auf das auswärtige Amt. Oder auf reisende Blogger, die vor Ort waren.
Deswegen schreibe ich darüber, wie Du auf Reisen Deine Wertsachen sicherst, welche Tools Du nutzen kannst, wie Du sicher mit Deiner Kreditkarte umgehst, wie Du nachts alleine sicher ausgehen kannst, wie Du als Frau mit den Blicken, den ungewohnten Kulturen und den unangenehmen Situationen umgehen kannst, und und und…
Ja, ich schreibe durchaus auch über solche Momente.
Aber genau weil ich all meine – in manchen Augen vielleicht übertriebenen – Sicherheitsregeln habe, passiert mir vielleicht auch einfach nicht viel Negatives. TOI TOI TOI!
Was mich allerdings nicht davor schützen kann, dass es nicht doch hin und wieder schief geht.
So. Ist. Das. Leben.
Und es hat nichts damit zu tun, wo Du bist, solange Du nicht leichtsinnig bist.
Du musst Dich also nicht nach Indien trauen oder in den tiefsten Urwald. Du musst auch nicht einmal vom Touristenpfad abweichen, wenn Du Dich dort nicht wohl fühlst.
Mache ich auch nicht und würde ich Dir demnach niemals raten.
Die Menschen, die groß tun, das wäre nicht das „richtige“ Reisen und Du würdest an den klassischen Sightseeing-Orten ja nur das sehen was alle sehen, dass sind vermutlich weder Anfänger, noch allein reisende Frauen.
Also schmeiß deren hochnäsige Ansichten in die Tonne, die ganzen aufgebauschten Medien-Berichte gleich dazu und tu das, was sich für Dich sicher und richtig anfühlt. Irgendwann verschiebt sich auch Deine Komfortzone ganz von alleine nach aussen.
Was ich auf die E-Mail geantwortet habe?
Genau das. Vielleicht etwas kürzer.
Franzi meint
Hallo Carina,
ich werde trotzdem nach Indien gehen. Als Frau. Alleine. Was meinst du, was ich mir alles anhören darf? Dabei bin ich gar nicht in dem Sinne „Alleinreisende“, ich werde als Freiwillige in einem Projekt arbeiten und habe dort Ansprechpartner und eine feste Unterkunft.
Trotzdem ist das erste, was ich jedesmal höre, eine Variante von: Hast du keine Angst, vergewaltigt zu werden? Das macht mich immer unglaublich wütend! Seit diese schrecklichen Fälle in den Medien zerissen wurden, wird dieses unglaubliche, vielseitige Land meist darauf reduziert. Das macht es nicht mehr oder weniger schrecklich, aber es ist nunmal einfach nicht alles und schon gar nicht jeder Inder ein Vergewaltiger.
Wenn ich dann sage, dass ich natürlich anders damit umgehe und vorsichtiger bin als hier, geben die Leute meistens erstmal Ruhe. Ich glaube, dass die viele über solche Aussagen einfach vorher nicht nachdenken und den Medien einfach alles nachquatschen.
Wenn das Thema dann durch ist, wird mir auch immer gesagt, wie mutig ich doch wäre. Ich tue das immer mit einem kleinen Lächeln ab und denke mir: Wenn du wüsstest, dass ich in meinem Leben nicht mal vom Drei-Meter-Brett gesprungen bin und panisch Angst davor habe, fremde Leute anzurufen (inklusive Telefon-Hotlines!).
Ich werde so selten gefragt, wie ich mich dabei fühle oder warum ich das eigentlich machen möchte. Stattdessen werde ich mit Ratschlägen überschüttet. Viele davon sind ziemlicher Schwachsinn, bei den meisten anderen frage ich mich immer, ob die Leute denken, ich würde mich mit dem Thema nicht auseinandersetzen oder wäre einfach blöd. Mein Favorit war definitiv: Als Frau solltest du da aber nicht alleine unterwegs sein, das ist ja ziemlich gefährlich. Echt jetzt?
Deshalb lese ich deinen Blog sehr gerne. Ich kann so viele Dinge nachvollziehen und die Tipps sprechen von Erfahrung.
Das bestärkt mich manchmal, wenn ich mich in meinem eigenen Umfeld fremd fühle, weil mich niemand so richtig versteht.
Liebe Grüße von einer „Andersreisenden“
Hanna meint
Liebe Carina,
das ist ein ganz, ganz toller Artikel, der mich wirklich berührt&auch ein wenig geflasht hat, weil er eben genau der Wahrheit entspricht. Mehr muss ich dazu nicht sagen!
Beste Grüße
Hanna 🙂
mandy meint
Ich habe den Artikel und die Kommentare mit Spannung gelesen und will auch mal meinen Senf dazu geben aus der Sicht einer Frau die wirklich schlimmes erlebt hat. Ich hab im November eine Rundreise auf Kuba gemacht , was ja als alleinreisende Frau sehr sicher gilt und war in dem kleinen örtchen playa larga wo noch meine casa Besitzerin sagte es ist hier so sicher hier passiert nie etwas wir schließen noch nicht mal ab… ich muss dazu sagen ich War nicht unvorsichtig ich hab immer aufgepasst aber ab und zu helfen die besten Sicherheitsvorkehrungen nichts. Naja auf jeden Fall War das Wetter nicht ganz so gut und ich bin spazieren gegangen. Es war hellichter Tag und ich War auf einer Hauptstraße unterwegs vollkommen entspannt. Bis ich von hinten mir einem Messer überwältigt wurde in ein Gebüsch gezerrt und dort vergewaltigt wurde. Er hat genau den Moment abgepasst wo Grade nix los war. Und klar ist es hart und schwer für mich. Aber genau das selbe hätte mir überall passieren können. Ich war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Ich lasse mich dadurch nicht entmutigen und werde auch weiter alleine reisen. Ändern würde ich nichts außer vielleicht auch auf Hauptstraßen tagsüber mich mal umzudrehen.
Carina meint
Liebe Mandy,
ich würde Dich jetzt gerne einfach mal in den Arm nehmen und drücken!
Mich macht so etwas unglaublich wütend. Und ich finde es toll und bewundernswert, dass Du Dich davon nicht aufhalten lässt.
Ich wünsche Dir in Zukunft auf Reisen nur das Beste!
Ganz liebe Grüße,
Carina